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Munich Re: Finanzielle Folgen des Krieges belasten

11. Mai 2022 - Wird der Krieg in der Ukraine nun zum Versicherungsdrama? Müssen die Versicherer einspringen, wenn Leasinggesellschaften Flugzeuge in Russland abschreiben? Der Rückversicherer „Munich Re" stellt jetzt eigens 100 Millionen Euro für Versicherungsfälle in der Ukraine zurück. Doch bevor bezahlt wird, sollen Gerichte entscheiden.

Der Rückversicherer Munich Re (www.munichre.com) verdiente im ersten Quartal 2022 verdiente unterm Strich 607 Millionen Euro und damit rund 2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Trotz hoher Belastungen durch den Ukraine-Krieg ist der größte Rückversicherer weltweit mit „etwas mehr“ Gewinn ins Jahr 2022 gestartet. Trotz einer teuren Abschreibung auf russische und ukrainische Anleihen sowie Versicherungsschäden infolge des Kriegs verdiente der Dax-Konzern im ersten Quartal mehr als ein Jahr zuvor.

„Munich Re leistet humanitäre Hilfe für die Menschen in der Ukraine und unterstützt uneingeschränkt die Sanktionen gegen Russland. Die finanziellen Folgen des Krieges und der Sanktionen haben unser Ergebnis im ersten Quartal stark belastet: Wir haben sowohl russische als auch ukrainische Anleihen wertberichtigt und erste Schadensfälle erfasst. Trotz der Unsicherheiten eines herausfordernden Umfelds hält Munich Re an ihrer Jahresprognose von 3,3 Milliarden Euro fest, basierend auf einem Quartalsgewinn von mehr als 600 Millionen Euro“, fasste Christoph Jurecka, Finanz-Vorstand der Munich Re, erste Ergebnisse des ersten Quartals 2022 zusammen.

Der Krieg in der Ukraine zeigt sich deutlich in der Bilanz der Munich Re; so musste der Rückversicherer 700 Millionen Euro auf russische und ukrainische Staats- und Unternehmensanleihen abschreiben. Außerdem verbuchte das Assekuranz-Unternehmen mit Hauptsitz in München in der Schaden- und Unfallrückversicherung mehr als 100 Millionen Euro an Belastungen durch den Krieg, nicht zu vergessen die Corona-Schäden in der Lebensrückversicherung.

Die Staatsanleihen mit unter 20 Prozent abgeschrieben
„Die Staatsanleihen haben wir im Durchschnitt auf ein Kursniveau von unter 20 Prozent abgeschrieben, die Unternehmensanleihen sind etwas darüber“, erklärte Finanzvorstand Christoph Jurecka bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen. Der Saldo aus Zu- und Abschreibungen verschlechterte sich demnach deutlich von minus 171 Millionen Euro im ersten Quartal 2021 auf minus 1,1 Milliarden Euro in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres.

Allerdings profitieren die Münchener von Währungseffekten. Und: Auch die Erstversicherungstochter Ergo (www.ergo.de) lieferte insgesamt mehr oder weniger gute Zahlen. Die Ergo hatte demnach im ersten Quartal im Bereich Leben/Gesundheit einen Rückgang des versicherungstechnischen Ergebnisses verzeichnet, der laut Jurecka aber eher eine Normalisierung darstellt. „Das Vorjahr war durch ein außerordentlich gutes technisches Ergebnis geprägt“, sagte er. Die Normalisierung der Reisetätigkeit habe beispielsweise auch wieder mehr Schäden zur Folge gehabt.

Der Gewinnanstieg im ersten Quartal 2022 im Versicherungsgeschäft und der Einbruch bei den Gewinnen aus Kapitalanlagen glichen sich in etwa aus, sagte Christoph Jurecka gegenüber Journalisten.

Als Folge des Ukraine-Kriegs verbuchte der Konzern im ersten Quartal Versicherungsschäden von etwas über 100 Millionen Euro. Es gebe aber noch nicht viele Schadenmeldungen, sagte Jurecka. „Wir haben also überlegt: Was könnte schon eingetreten sein?"

8 Prozent mehr Umsatz im Neugeschäft
Mit den Erneuerungsgesprächen zum 1. April 2022 zeigt sich Finanz-Vorstand Jurecka zufrieden. Die Munich Re konnte seinen Angaben zufolge hier insgesamt um 7,6 Prozent zulegen, die Beitragsveränderung resultierte allerdings aus einer veränderten Exponierung, nicht jedoch aus Preiserhöhungen. Jurecka hob hervor, dass bei dieser Betrachtung die Inflation bereits berücksichtigt wurde. „Trotz des Inflationsniveaus ist es uns also gelungen, eine stabile Profitabilität im Neugeschäft zu erhalten und gleichzeitig fast 8 Prozent mehr Umsatz zu machen“, sagte er.

Corona-Schäden in den USA
Die Munich Re musste außerdem in der Lebensversicherung Corona-bedingte Schäden von 150 Millionen Euro verkraften. Laut Jurecka liegt das vor allem an den Auswirkungen der Omikron-Variante in den USA. „Wir gehen nicht von einer Gleichverteilung der Covid-Schäden über das Jahr aus“, betonte er. Das zweite Quartal könnte davon noch belastet werden, im dritten und vierten Quartal dürften die Schäden dann nach und nach auslaufen.

Christoph Jurecka betonte, dass die Munich Re an ihrem Ausblick für das Gesamtjahr festhalte. Er erwartet, dass die Munich Re 2022 ein Konzernergebnis von 3,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. In der Rückversicherung rechnet Jurecka jetzt mit Bruttobeiträgen von 45 Milliarden Euro, also mehr als die bisher geplanten 42,5 Milliarden Euro. Zusammen mit den Beiträgen der Ergo von 18,5 Milliarden Euro werde die Munich Re insgesamt auf ein Prämienvolumen von 64 Milliarden Euro kommen – statt wie bisher anvisierten 61 Milliarden Euro.

Während bei ‚normalen‘ Verträgen im Schaden- und Unfallgeschäft Kriegsrisiken ausgeschlossen seien, erwartet Jurecka Belastungen in Spezialbereichen wie der Versicherung von Transporten, Krediten und politischer Gewalt.

In der zurückgestellten Summe ist dem Versicherungs-Manager zufolge auch ein Betrag für die Flugzeuge enthalten, die ausländische Flugzeugfinanzierer an russische Airlines verleast hatten - und nun nicht mehr zurückbekommen.

Fakt ist: Diese Flugzeuge sitzen in Russland fest - und in der Branche wird seit Kriegsbeginn diskutiert, ob dafür Versicherungen aufkommen müssen. „Wir sind da exponiert", sagte Jurecka. Ob daraus tatsächlich ein Versicherungsschaden entsteht, müssen aber voraussichtlich Gerichte klären. (-el / www.bocquel-news.de)

 

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