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Konzepte und Kriterien

Lebensversicherungen verkaufen statt kündigen

17. September 2015 - Fast die Hälfte aller Lebensversicherungsverträge wird vor dem Ablauf storniert. Der Hauptgrund sind Zweifel an der künftigen Rentabilität der Verträge. Die Kündigung ist meist ein schlechtes Geschäft. Zu selten noch werden die Verträge verkauft.

Das Institut für Demoskopie Allensbach (www.ifd-allensbach.de) hat im Auftrag des Bundesverbands Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen e.V. (www.bvzl.de) das Kündigungsverhalten bei Lebensversicherungen untersuchen lassen. Danach bestätigt sich, dass fast die Hälfte aller Lebensversicherungsverträge nicht bis zum Ende durchgehalten wird. 70 Prozent der Befragten kennen der Umfrage zufolge auch die Option, die Police auf dem Zweitmarkt zu verkaufen, statt sie zu kündigen.

Die hohe Quote der nicht bis zum Laufzeitende fortgeführten Policen bestätigt nach Aussage des BVZL-Vorstandes Ingo Wichelhaus (Foto: BVZL)  eindeutig die Notwendigkeit eines Lebensversicherungs-Zweitmarktes. „Mit der damit einhergehenden Schaffung einer echten Alternative für Verbraucher, nämlich ihre Lebensversicherungspolicen nicht nur beim Versicherer stornieren, sondern durch Verkauf auf dem Zweitmarkt einen finanziellen Mehrwert mit gleichzeitigem Erhalt eines Rest-Todesfallschutzes generieren zu können, tragen die Policenaufkäufer des BVZL ihren Teil zu einem aktiven Verbraucherschutz bei“.

An der Spitze der Kündigungs- und Verkaufsmotive (unten rechts stehende BVZL-Grafik zum Vergrößern bitte anklicken) stehen der Umfrage zufolge Zweifel  an der Rentabilität. Ein Drittel derjenigen, die schon einmal eine Lebensversicherung gekündigt oder verkauft beziehungsweise dies erwogen haben, sind überzeugt, dass sich Lebensversicherungen als Geldanlage immer weniger lohnen. Immerhin 14 Prozent dieser Gruppe der „Kann-Verkäufer“ geben vor diesem Hintergrund als Motiv an, dass sie ihr Geld besser, zum Beispiel in Form von Aktien oder Fonds, anlegen wollen beziehungsweise wollten. 22 Prozent sind zudem ausdrücklich skeptisch, ob Lebensversicherungen überhaupt noch eine sichere Form der Geldanlage darstellen. Kündigungs- und Verkaufsüberlegungen hängen aber auch nach wie vor mit der eigenen wirtschaftlichen und finanziellen Situation zusammen. Das Geld wird zur Abzahlung von Schulden und Krediten, aufgrund von Arbeitslosigkeit, veränderter privaten Situation wie Scheidung etc. benötigt. Diese „persönlichen“ Beweggründe der „Muss-Verkäufer“ spielen aber im Vergleich zur letzten diesbezüglichen Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 2007 eine schwächere Rolle, so der BVZL.

11 Prozent der zurzeit Lebensversicherten haben der Umfrage zufolge (nebenstehende idf-Grafik zum Vergrößern bitte anklicken) schon einmal eine LV gekündigt, weitere 8 Prozent haben dies in Erwägung gezogen. Von denjenigen, die früher eine LV besessen haben, berichten 44 Prozent von einer Kündigung. In wesentlich geringerem Umfang komme beziehungsweise kam es zu Verkäufen beziehungsweise zu Verkaufsüberlegungen: Dieser Kreis umfasse zusammen unter den derzeit Lebensversicherten lediglich 4 Prozent und unter den früher Lebensversicherten 6 Prozent.

Bekanntheit und Bewertung der Verkaufsoption
Dass es wesentlich häufiger zu Kündigungen als zu Verkäufen beziehungsweise entsprechenden Überlegungen kommt, dürfte nur eingeschränkt an fehlenden Kenntnissen über diese Möglichkeit liegen. Die Verkaufsoption sei der Mehrheit der Bevölkerung und vor allem großen Teilen der aktuell Lebensversicherten durchaus bekannt: 60 Prozent der Bevölkerung, 72 Prozent derjenigen, die derzeit eine LV besitzen, haben nach eigener Auskunft davon gehört, dass man eine LV während der Vertragslaufzeit auf dem Zweitmarkt veräußern kann.

Vor- und Nachteile eines LV-Verkaufs
Die Vor- und Nachteile eines Verkaufs gegenüber einer Kündigung werden von den Befragten differenziert gesehen. Vorteile bietet der Verkauf vor allem im Hinblick auf die Rentabilität: 41 Prozent der Bevölkerung, 46 Prozent der aktuell Lebensversicherten und 50 Prozent derjenigen, die die Verkaufsoption kennen, sind überzeugt, dass man bei einem Verkauf einen höheren Betrag ausbezahlt bekommt. Deutlich unter 10 Prozent halten eine Kündigung unter diesem Aspekt für die bessere Lösung. Auch im Hinblick auf die Abwicklung und Schnelligkeit der Auszahlung schneidet ein Verkauf tendenziell besser ab: 33 Prozent der Informierten gehen der Umfrage zufolge davon aus, dass man bei einem Verkauf sein Geld schneller bekommt, 21 Prozent vermuten, dass dies bei einer Kündigung der Fall ist.

Ein wesentlicher Vorteil eines Verkaufs gegenüber einer Kündigung, der Erhalt eines Resttodesfallschutzes, sei hingegen bisher wenig bekannt: 52 Prozent der über die Verkaufsoption informierten gehen davon aus, dass dieser bei einem Verkauf der Police erlischt, lediglich 17 Prozent vermuten, dass dieser weiterhin besteht. Eine Kündigung wird unter diesem Aspekt weit überwiegend richtig beurteilt: Hier geht die große Mehrheit vom Verlust des Todesfallschutzes aus, urteilt der BVZL.

Umfeld für den Zweitmarkt wieder positiv
Für den BVZL gilt es laut Wichelhaus nun – nochmals bestärkt durch die Ergebnisse der Allensbach-Umfrage – die grundsätzlich positive öffentliche Wahrnehmung des Zweitmarktes mit seinen Vorteilen für alle Beteiligten weiter auszubauen, die Verbraucher, Makler, Vermittler und potentielle Investoren über die Möglichkeiten des Zweitmarktes transparent und offen zu informieren sowie identifiziertes Optimierungspotential, zum Beispiel Aufklärung und Information über die Einfachheit des Verkaufsprozesses oder den Erhalt eines Rest-Todesfallschutzes bei Verkauf der Police, im Sinne der veräußerungswilligen Policenbesitzer schnellstmöglich umzusetzen.

Das aktuelle Marktumfeld ist positiv, so der BVZL. Das Policen-Ankaufbarometer stehe derzeit wieder auf „Hoch“. So betrage die Ankaufswahrscheinlichkeit der BVZL-Mitglieder für angebotene Policen seit Beginn des Jahres wieder über 60 Prozent. Auch seien die Kaufpreise für Policen im Durchschnitt wieder deutlich gestiegen, so dass kündigungswillige Policen-Besitzer nun wieder verstärkt von den Vorteilen des Zweitmarktes profitieren und einen deutlich gestiegenen Mehrwert im Vergleich zur Stornierung ihrer Police beim Versicherer bei gleichzeitigem Erhalt eines Resttodesfallschutzes generieren können.

Transparenz schafft Vertrauen
Der BVZL als größter institutioneller Versicherungsnehmer habe nicht zuletzt mit der Formulierung entsprechend klarer Transparenzanforderungen an die Wertemitteilungen der Erstversicherer („Muster-Wertemitteilung“) und deren Veröffentlichung eine Transparenz- Diskussion angestoßen. Von den Zweitmarkt-Experten klar favorisiert würde in diesem Fall als Ergebnis eine einheitliche Branchenlösung ohne Vorgaben und Handeln der Politik und des Gesetzgebers. BVZL-Vorstand Wichelhaus stellt aber auch klar: „Sollte sich die Branche der Erstversicherer in dieser Frage jedoch weiterhin so wenig bewegen, wird verstärkt auch dieser Weg und eine zukünftig noch engere Kooperation mit anderen Verbänden und Verbraucherschutzorganisationen in dieser Sache definitiv gesucht und nicht mehr ausgeschlossen.“ (hp / www.bocquel-news.de)

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