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Konzepte und Kriterien

LV-Standmitteilungen unter schwerer Kritik

18. Juli 2016 - Jährlich informieren die Lebensversicherungsunternehmen ihre Kunden über den individuellen Vertragsstand: Unzureichend und verwirrend, finden die Marktwächter Finanzen der Verbraucherzentrale. Die Lage ist noch schlimmer als dargestellt, ist der Bund der Versicherten überzeugt.

Nach Untersuchungen des Marktwächters Finanzen der Verbraucherzentrale Hamburg (www.finanzwaechter.de) enthalten Standmitteilungen von Kapitallebensversicherungen oft nicht die Informationen, die Verbraucherinnen und Verbraucher benötigen. Das teilte die Verbraucherzentrale Bundesverband (www.vzbv.de) mit. Gar ein Viertel der untersuchten Mitteilungen erfülle gesetzliche Vorgaben nicht vollständig, wie beispielsweise die Leistung im Todesfall sowie bei Ablauf zuzüglich der garantierten Überschüsse. Der vzbv hat diese Rechtsverstöße der BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (www.bafin.de) gemeldet.

Dorothea Mohn (Foto: VZBV), Leiterin Team Finanzmarkt beim VZBV, fordert:„Die Informationen in den Standmitteilungen bei Lebensversicherungen sind unzureichend. Verbraucher sollen diese Mitteilungen lesen und auch verstehen können. Damit das gelingt, sollte ein verständlicher Standard für alle Lebensversicherer vorgeschrieben werden, der alle wichtigen Informationen, wie den derzeitigen Versicherungsbeitrag, die insgesamt eingezahlten Beiträge und die garantierte Leistung umfasst.“

Die Finanzmarktwächter
Bei den Marktwächtern Finanzen handelt es sich im ein vom Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz (BMJV – www.bmjv.de) ins Leben gerufenes und finanziell unterstütztes Projekt der Verbraucherzentrale Bundesverband. Die Verbraucherzentralen in den Bundesländern werten dafür Beschwerden und Beratungsinhalte ihrer Verbraucherkontakte aus. Zudem werden empirische Untersuchungen durchgeführt. So können Schwachstellen und Fehlentwicklungen erkannt, Verbraucher frühzeitig gewarnt und Aufsichts- und Regulierungsbehörden bei ihrer Arbeit unterstützt werden. Insgesamt untersuchen fünf Schwerpunkt-Verbraucherzentralen den Finanzmarkt: Baden-Württemberg (Geldanlage und Altersvorsorge), Bremen (Immobilienfinanzierung), Hamburg (Versicherungen), Hessen (Grauer Kapitalmarkt) und Sachsen (Bankdienstleistungen und Konsumentenkredite). Die Arbeit der Finanzmarktwächter ist in der Versicherungs- und Vermittlerbranche nicht unumstritten, unterstellt wird unter anderem Einseitigkeit und eine ideologisierte Sicht.

Fehlende Informationen
Darüber hinaus nenne kein Versicherer die Summe der insgesamt eingezahlten Beiträge. Nach Erkenntnissen der VZBV fehlt diese Information in allen untersuchten Standmitteilungen. Außerdem würden Verbraucher in drei von vier der untersuchten Standmitteilungen nicht erfahren, wie viel sie garantiert ausgezahlt bekommen, wenn sie ihren Vertrag beitragsfrei stellen.

Einige Versicherer, so der VZBV, zeigen, dass es besser geht. In sechs der 68 untersuchten Standmitteilungen hätten sich fast alle aus Verbrauchersicht wünschenswerten Angaben gefunden (VZBV-Grafik - zum Vergrößern bitte anklicken). Sie hätten lediglich die Summe der bisher gezahlten Beiträge nicht ausgewiesen.

Verbraucher im Begriffsdschungel
Ein weiteres Problem für Verbraucher sei der Begriffsdschungel: Ein Überschuss werde nicht immer so bezeichnet. In einigen Standmitteilungen heiße er Gewinnguthaben, Bonussumme oder Ansammlungsguthaben. Dies erschwere den Vergleich von Policen verschiedener Anbieter. Selbst für das Wort Standmitteilung finden sich in den Unterlagen 15 zusätzliche Begriffsalternativen, die von Kontoauszug bis Leistungsübersicht reichen. - „Die Informationen in den Standmitteilungen bei Lebensversicherungen sind unzureichend. Verbraucher sollen diese Mitteilungen lesen und auch verstehen können. Damit das gelingt, sollte ein verständlicher Standard für alle Lebensversicherer vorgeschrieben werden, der alle wichtigen Informationen, wie den derzeitigen Versicherungsbeitrag, die insgesamt eingezahlten Beiträge und die garantierte Leistung umfasst“, sagt Dorothea Mohn, Leiterin VZBV-Team Finanzmarkt.

Kritik geht noch weiter
Der BdV Bund der Versicherten e. V. (www.bundderversicherten.de) hält die Ergebnisse der VZBV-Finanzwächter sogar noch für beschönigend. „Die Situation der Lebensversicherungen in Sachen Standmitteilungen ist noch dramatischer als vom Finanzmarktwächter zusammengefasst“, erklärt Axel Kleinlein (Foto: BdV), Vorstandssprecher des BdV. Ausdrücklich unterstütze der BdV daher den VZBV, der die Rechtsverstöße der Bafin gemeldet hat. Der BdV erwartet ein schnelles Vorgehen der Aufsichtsbehörde. - Die detaillierte, umfangreiche und sachkundig durchgeführte Untersuchung der Hamburger Versicherungsexperten des Finanzmarktwächters stellt der Deutschen Versicherungswirtschaft ein besorgniserregendes Zeugnis aus, ist der BdV überzeugt. Wenn ein Unternehmen für unterschiedliche Tarife unterschiedliche Standmitteilungen verschickt habe, so sei in die Bewertung jeweils die beste Variante eingegangen. „Der Finanzmarktwächter hat die Versicherer belohnt, die uneinheitlich agieren und bestimmten Kunden schlechtere Standmitteilungen zusenden als anderen“, so Kleinlein. „Die tatsächliche Lage ist vermutlich sogar noch ernster“. (hp / www.bocquel-news.de)

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