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Konzepte und Kriterien

Krankenversicherung verfehlt Absatzerwartungen

10. Dezember 2015 - Die Bestände der privaten Krankenversicherer in der Vollversicherung schrumpfen, und die private Pflegezusatzversicherung konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Im neuen map-report Nr. 880 heißt es: Die Kapitalerträge gehen zurück; die Nettorendite sinkt; die Alterungsrückstellung wächst auf Rekordniveau.

Das Jahr 2014 ist für die privaten Krankenversicherer ein „zweischneidiges“ gewesen. Zu dieser Einschätzung kommt die aktuelle Bilanzanalyse 2003 bis 2014 aus dem Hause map-report. Einerseits sei es um die Branche im vergangenen Jahr erstaunlich ruhig geworden – keine Vertriebsskandale, keine Beitragsexplosionen – andererseits ging die bereits seit drei Jahren anhaltende Erosion der Bestände in der Vollversicherung weiter. Die Demografie sowie die steigende Versicherungs-Pflichtgrenze setze der Privaten Krankenversicherung (PKV) zu.

Bekanntlich war die Zahl der Vollversicherten nach Angaben des Verbands der Privaten Krankenversicherung (www.pkv.de) 2014 um 55.600 Versicherte auf 8.834.500 gesunken. Lediglich acht Gesellschaften haben ihre Bestände ausbauen können, so der map-report. In absoluten Zahlen dominiere die Debeka Krankenversicherung (www.debeka.de) mit einem Plus von 29.602 Versicherten, gefolgt von der Krankenversicherung der Huk-Coburg (www.huk.de) mit 4.152 Personen Zuwachs, der Hanse Merkur (www.hansemerkur.de) mit plus 1.932 Vollversicherten sowie der Krankenversicherung aus dem Axa-Konzern (www.axa.de) mit einem Zuwachs von 1.495 Vollversicherten. Die meisten Kunden verloren haben hingegen die DKV (www.dkv.com) mit minus 21.618, Central Krankenversicherung (www.central.de) mit einem Schwund von 21.618 Vollversicherten und die Allianz Private Krankenversicherung (www.allianz.de) mit minus 13.801 Versicherten.

Die Beiträge stagnieren
Schwierig sei die Ermittlung des Neugeschäfts, weil sich dort alle Unternehmen in Schweigen hüllten. Insgesamt kann es marktdurchschnittlich nur sehr schwach gewesen sein, urteilt der map-report. Es stelle sich die Frage, wie lange dieser Trend verkraftbar sei. Erschwerend komme hinzu, dass die Beitragsentwicklung mit durchschnittlich 0,80 Prozent auf dem niedrigen Niveau des Jahres 2013 verharrt. Überdurchschnittliche Beitragszuwächse verzeichneten nach Angaben des Map-Report die R+V-Krankenversicherung (www.ruv.de) mit 8,4 Prozent, die Provinzial (www.provinzial.de) mit 7,67 Prozent, Württembergische (www.wuerttembergische.de) mit 5,65 Prozent sowie die LVM (www.lvm.de) mit 5,13 Prozent. Mit DKV, Allianz, Signal (www.signal-iduna.de), Central, Barmenia (www.barmenia.de)  und Hallesche (www.hallesche.de) seien die Beiträge bei sechs der zehn größten Anbieter rückläufig gewesen.

Pflegeversicherung mit ungenutztem Potenzial
Auch bei der Pflegezusatzversicherung sieht der map-report die PKV unter den Erwartungen, trotz des Anstiegs der versicherten Personen um 4,5 Prozent auf 2,46 Millionen. Größter Anbieter sei die DKV mit einem Bestand von 380.762 Versicherten, gefolgt von der Allianz (269.494) und der Bayerischen Beamtenkrankenkasse (www.vkb.de) mit 257.878 Versicherten.

Bei der geförderten Pflegezusatzversicherung („Pflege-Bahr“) seien die Potenziale noch lange nicht ausgeschöpft. Den ursprünglichen Erwartungen von 1,5 Millionen Verträgen steht ein Bestand von 550.000 gegenüber. Größte Anbieter sind Debeka (96.214 Verträge) vor R+V (62.794), Central (48.434), Allianz (32.611) und Signal (31.996). Es sei aber nicht auszuschließen, dass die geförderte Pflegeversicherung noch ein Verkaufsschlager wird.

Alterungsrückstellungen auf Rekordniveau
Bekanntlich stiegen die Alterungsrückstellungen der PKV-Unternehmen im vergangenen Jahr auf das Rekordniveau von 206 Milliarden Euro. Alle Versicherer stockten diese Reserven im vergangenen Jahr auf. Die höchsten Rückstellungen für die Beitragsentlastung im Alter hat die DKV mit 33,2 Milliarden Euro angesammelt.

Sinkende Kapitalerträge
Das Volumen der Kapitalanlagen der PKV-Unternehmen stieg im vergangenen Jahr von 217,6 auf 232,0 Milliarden Euro. Doch die Erträge sind nicht in gleichem Maße mitgewachsen. Die Nettorendite (map-report-Grafik - zum Vergrößern bitte anklicken) sank im Branchendurchschnitt von 4,03 Prozent im Jahr 2013 auf 3,91 Prozent 2014. Nur noch bei sieben Gesellschaften lag sie über 4 Prozent. Die höchste Nettorendite erzielte die Hanse Merkur mit 4,74 Prozent, die niedrigste die Landeskrankenhilfe mit 2,55 Prozent.

Die Niedrigzinsen haben die Bewertungsreserven drastisch anschwellen lassen. Bei 20 Gesellschaften haben sie sich im Jahr 2014 mehr als verdoppelt, ermittelte map-report. Im Branchendurchschnitt betragen die Bewertungsreserven knapp 20 Prozent der gesamten Kapitalanlagen.

Ende der Umdeckungen
Nach den Abwerbungsexzessen der vergangenen Jahre sind nicht zuletzt dank des Eingreifens des Gesetzgebers die Umdeckungen deutlich zurückgegangen. Erhielten die Gesellschaften 2013 noch branchenweit 131,2 Millionen Euro Altersrückstellungen von anderen Versicherern, brach dieser Wert 2014 auf 74,5 Millionen ein, heißt es dazu im map-report Nr. 880. Die höchsten Abflüsse musste wiederum die Central mit 19,3 Millionen Euro hinnehmen, was gegenüber den 107,55 Millionen Euro an Übertragungen im Jahr 2012 nur noch ein Bruchteil war.

Sollte der Trend anhalten, so stellen die Autoren des aktuellen map-reports fest, hätte der Gesetzgeber dazu beigetragen, „eine fragwürdige Praxis im PKV-Vertrieb zu entschärfen". (hp / www.bocquel-news.de)

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