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Indexpolicen mit Pauken & Trompeten durchgefallen

29. Februar 2016 - Immer mehr Versicherer bieten neue, flexiblere Altersvorsorge-Produkte an. Sie sollen bessere Ertrags-Chancen bieten; im Gegenzug sinken die Garantien. Von Öko-Test analysiert fallen viele der neuen Indexpolicen und alternativ auch die Klassiktarife mit Pauken und Trompeten durch.

„Ein gutes Geschäft sind die Indexpolicen und ihre Tarife nur für die Anbieter. Den Verbrauchern wird dagegen jede Menge Sand in die Augen gestreut.“ Harter Tobak, wie die Analysten von Öko-Test (http://www.oekotest.de) über die neuen Lebensversicherungs-Tarife der Assekuranz urteilen. Im neuen Heft für den Monat März hat Öko-Test 21 Indexpolicen unter die Lupe genommen. Doch auch die gleichzeitig getesteten 15 neuen Klassiktarife mit modifizierten Garantien seien im derzeitigen Kapitalmarktumfeld für Kunden wenig attraktiv.

Die laufende Verzinsung von Renten- und Lebensversicherungen sinkt seit Jahren. 2016 hat sie nach der Ratingagentur Assekurata (www.assekurata.de) mit 2,86 Prozent erneut einen historischen Tiefstand erreicht. Schwere Zeiten für Verbraucher, aber auch die Versicherer sehen allmählich ihre Felle in der Altersvorsorge davon schwimmen. Wie die Öko-Tester deutlich machen, rechnet sich die klassische Kapitallebensversicherung schon lange nicht mehr. Doch auch die Renten-Tarife leiden unter niedrigen Renditen und hohen Kosten. Sogar bei klassischen Tarifen mit 1,25 Prozent Garantiezins bleiben nach Abzug der Kosten gerade 0,42 Prozent garantierte Rendite auf den eingezahlten Beitrag übrig. Nur unbedeutend mehr als Banken fürs Sparbuch zahlen.

Viele neue Altersvorsorge-Produkte orientieren sich am Ausland
Weil klassische Tarife immer schwerer zu verkaufen sind, entwickelt die Branche bekanntlich Alternativen. Teilweise orientieren sie sich an Altersvorsorge-Produkten aus dem Ausland, wo standardmäßig schon immer weniger die Garantien, sondern vor allem die Ertrags-Chancen im Fokus des Interesses standen. Nun sichern auch die neuen Produkte am heimischen Markt weniger Garantieleistung ab, dafür sollen sie mehr Rendite bringen.

Als Renner im Vertrieb gelten vor allem Indexpolicen, weil hier der Kunde von den Rendite-Chancen des Aktienmarktes profitieren soll. Daneben gibt es neue Klassiktarife, bei denen der Garantiezins und teilweise auch die Kosten während der Vertragslaufzeit verändert werden können. Das soll den Kunden ebenfalls höhere Erträge bringen, falls die Kapitalmarktzinsen bis zum Rentenbeginn wieder steigen.

Das rief die Öko-Tester auf den Plan. Die Analysten haben die Leistungen und das Kleingedruckte von 20 Tarifen in zwei Modellfällen untersucht, die mit laufenden Beiträgen bespart werden können, darunter 21 Indexpolicen und 15 neue Klassiktarife.

„Übelste Verbrauchertäuschung“
Das Testergebnis Indexpolicen nennen die Öko-Tester „übelste Verbrauchertäuschung“. Indexpolicen würden Börsen-Chancen ohne Risiko versprechen. Doch anders als die Werbung suggeriere, würde kein einziger Cent vom Kundenbeitrag wirklich an die Börse fließen. Das Geld wird laut Öko-Test wie bei herkömmlichen Klassiktarifen ganz konventionell zum Beispiel in Bundesanleihen investiert. Nur wenn der Versicherer Überschüsse erwirtschaften würde und diese seinen Kunden auch gutschreibt, würde Geld zur "Indexpartizipation" eingesetzt, heißt es im neuen Heft von Öko-Test.  

Die Analysten mahnen hier auch zur Vorsicht, denn die Überschüsse würden nicht etwa direkt zum Beispiel in einen DAX- oder Euro STOXX-Indexfonds investiert, sondern stattdessen in Optionsgeschäfte. Laut Öko-Test schließen die Versicherer komplizierte und für Laien völlig undurchsichtige Optionsgeschäfte ab. „Die versprechen zwar eine Beteiligung an der Wertentwicklung des jeweiligen Börsenindex, sind aber so gestrickt, dass die positiven Erträge gedeckelt werden, die Verluste dagegen nicht“, sagt einer der Analysten.

Überschusserträge durch die Wahl der Indexbeteiligung regelrecht "verzockt"
Allein das Auf und Ab an der Börse könne daher unterm Strich dazu führen, dass vom Indexertrag nichts für die Kunden bleibt und die Optionen wertlos verfallen. Dann sind die Börsenchancen dahin. Und die Verbraucher haben obendrein ihre - ohnehin mageren - Überschusserträge durch die Wahl der Indexbeteiligung regelrecht "verzockt".

Öko-Test urteilt: Alle Risiken tragen die Kunden. Dass sie bei Indexpolicen hochriskante Zockergeschäfte eingehen, könnten Verbraucher demnach aber kaum erkennen. Mehr noch: Die Versicherer würden ihren Kunden ein weiteres Risiko aufbürden.

Wertloses gut versteckt im Kleingedruckten
Den Angaben zufolge sind die Partner der Versicherer für die Optionsgeschäfte meistens Investmentbanken. „Wenn die in Konkurs gehen, wie seinerzeit Lehman-Brothers, werden die Optionen ebenfalls wertlos“, malt ein Analyst schwarz. Auch das sogenannte Kontrahentenrisiko muss der Kunde tragen. Das sei gut versteckt im Kleingedruckten festgehalten, kritisiert Öko-Test. Und wenn das angesparte Kapital im Vertrag nicht einmal ausreiche, um die versprochenen Garantieleistungen zu sichern, falle die Indexbeteiligung ebenfalls flach. Denn dann – so heißt es im Öko-Test-Heft für März - darf der Versicherer die Überschüsse erst mal nutzen, um die Lücken bei den Garantieleistungen zu stopfen. (-el / www.bocquel-news.de)

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