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Konzepte und Kriterien

In Schwellenländern wird Zahlungsmoral schlechter

6. August 2015 - Wie steht es weltweit um die Zahlungsmoral? Der Kreditversicherer Euler Hermes stellt in seiner jüngsten Studie eine weltweit gegenläufige Entwicklung fest. Die Zahlungsmoral in Industrieländern reicht von stabil bis leicht sinkend; in Schwellenländer wird deutlich später bezahlt.

Wer zahlt am Ende seine Zeche schnell, und wo muss man lange auf sein Geld warten? Dieser Fragestellung ist der weltweit führende Kreditversicherer Euler Hermes (www.eulerhermes.com) in seiner aktuellen Studie zum weltweiten Zahlungsverhalten nachgegangen und hat das Zahlungsverhalten in 15 ausgewählten Ländern und 11 Branchen ausgewertet. Richtgröße waren dabei die sogenannten „Days of Sales Outstanding“ (DSO), also die Zeitspanne zwischen Rechnungslegung und Zahlungseingang, von börsennotierten Unternehmen in den jeweiligen Ländern und Sektoren. Auffällig ist dabei die stark gegenläufige Entwicklung des Zahlungsverhaltens in Industrie- und Schwellenländern.

„In den Industrieländern ist die Zahlungsmoral 2015 mit durchschnittlich 64 Tagen DSO in den meisten Ländern auf Vorjahresniveau oder verbessert sich sogar leicht“, sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe. „In den Schwellenländern hingegen verschlechtert sich das Zahlungsverhalten und Rechnungen werden in diesem Jahr im Schnitt erstmals fünf Tage später bezahlt – nämlich nach 69 Tagen - als in den Industrienationen. Laut Subran verzeichnet Euler Hermes die stärkste Verschlechterung dabei in China und Russland. Rechnungen werden demnach dort 22 beziehungsweise 17 Tage später bezahlt als noch im Jahr 2007. Aber auch Brasilien schwächelt den Angaben zufolge bei der Zahlungsmoral im laufenden Jahr. „In Europa schwimmt Großbritannien gegen den Strom: Die dortigen Unternehmen bezahlen immer später. Frankreichs Zahlungsverhalten verschlechtert sich leicht, alle anderen bleiben unverändert oder verbessern sich sogar beim Bezahlen ihrer Zeche“, sagt Ludovic Subran.

Schlusslicht Italien: Rechnungen nach 98 Tagen bezahlt
Schlusslicht bei der Zahlungsmoral bleibt nach Einschätzung der Euler Hermes Volkswirte mit Abstand Italien: Ganze 98 Tage müssen Gläubiger laut Prognose 2015 im Stiefelstaat auf ihr Geld warten. Das sei zwar eine leichte Verbesserung um einen Tag, aber dennoch müssten Unternehmen dort 32 Tage länger auf ihr Geld warten als im weltweiten Durchschnitt, der bei 66 Tagen liegt. Auf dem vorletzten Platz im Euler Hermes Ranking landet 2015 die Türkei mit einer DSO von 80 Tagen, hinter Frankreich mit 78 und Indien mit 76 Tagen zwischen Rechnungsstellung und Zahlungseingang. China landet trotz der deutlich verschlechterten Zahlungsmoral in den letzten Jahren mit ebenfalls 76 Tagen noch auf Platz 11.

„China ist ein repräsentatives Beispiel für die Entwicklung in den Schwellenländern“, sagte Subran. „2007 haben börsennotierte chinesischen Unternehmen ihr Geld bis zu 9 Tage früher erhalten als der Weltdurchschnitt. 2015 werden es zehn Tage länger sein als ihre internationale Konkurrenz.“ Dafür nennt Subran drei Gründe:

  • Erstens agiert China zunehmend international und muss sich den weltweiten Zahlungsstandards anpassen.
  • Zweitens leiden die chinesischen Unternehmen unter dem verlangsamten Wachstum ihres Landes.
  • Drittens ist der Lieferantenkredit eine der wichtigsten Finanzierungsquellen geworden, seit die Regierung 2012 den Zugang zu Bankkrediten verschärft hat.

Die Studie über das Zahlungsverhalten in 15 Ländern und 11 Branchen sagt viel über das laufende Geschäftsjahr aus – wie hier die Abbildung des Kreditversicherers Euler Hermes zeigt.

Schnellzahler: Niederlande, Russland, Deutschland
Die Niederlande, Russland und Deutschland räumen als Schnellzahler 2015 die Medaillen ab – wobei Russland wie auch China zuletzt ein verschlechtertes Zahlungsverhalten zeigt (2015: Anstieg DSO um 2 Tage). Es folgen laut Euler Hermes die USA, Großbritannien und Belgien. Großbritannien und auch Frankreich schwimmen in Europa allerdings gegen den Strom. Die Volkswirte stellten fest, dass die Franzosen sich 2015 als einziges Land bei der Zahlungsmoral verschlechtern, wenn auch nur um einen Tag. Demnach bleibt bei den Briten das Zahlungsverhalten 2015 zwar stabil im Vergleich zum Vorjahr, es habe sich aber seit 2010 um vier Tage verschlechtert, während die meisten anderen Länder im Vergleichszeitraum gleichbleibend oder schneller ihre Rechnungen beglichen, heißt es.

„Diese Entwicklung unterstreicht die Tatsache, dass die konjunkturelle Erholung in Großbritannien plötzlich und sehr schnell verlief“, sagte Ludovic Subran. „Als Folge mussten Betriebe auf längere Zahlungsziele umstellen, um ihr Wachstum und ihre Investitionen zu finanzieren.“

Zahlungsmoral im Einzelhandel sehr gut
Bei den Branchen ist die Zahlungsmoral im Einzelhandel sowie im Lebensmittel- und Getränkesektor sehr gut; in den Branchen Technologie, Gesundheitspflege, Industriegüter, Bau und Baumaterialien sind die DSO länger als im weltweiten Durchschnitt. Der Technologiesektor (Anstieg DSO um 19 Tage) und das Segment der Industriegüter (Anstieg DSO um 16 Tage) verzeichneten 2014 auch die stärkste Verschlechterung seit 2010, gefolgt vom Automobilsektor (Anstieg DSO um 10 Tage). Mit einem Klick auf http://ots.de/oVSNs kann man die gesamte Studie lesen.

In mehr als 50 Ländern mit über 6.000 Mitarbeiter
Euler Hermes ist weltweiter Marktführer im Kreditversicherungsgeschäft, der sich zudem auf die Bereiche Kaution, Garantien und Inkasso spezialisiert hat. Über das unternehmenseigene Monitoringsystem verfolgt und analysiert Euler Hermes täglich die Insolvenzentwicklung kleiner, mittlerer und multinationaler Unternehmen. Insgesamt umfassen die Expertenanalysen Märkte, auf die 92 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Paris ist in mehr als 50 Ländern vertreten und beschäftigt über 6.000 Mitarbeiter. Euler Hermes ist eine Tochtergesellschaft der Allianz. 2013 wies das Unternehmen einen konsolidierten Umsatz von 2,5 Milliarden Euro aus und versicherte weltweit Geschäftstransaktionen im Wert von 860 Milliarden Euro. (-el / www.bocquel-news.de)

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