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Konzepte und Kriterien

Immobilienpreise und Zinsen drücken Vermögen

21. September 2015 - Entgegen landläufigen Annahmen verharren die durchschnittlichen Vermögen der Deutschen seit zwölf Jahren auf etwa gleichbleibendem Niveau. Erst fehlten die Wertsteigerungen bei Immobilien, jetzt verhindern die Niedrigzinsen Vermögensvermehrungen.

Seit dem Jahr 2003 verharrt das durchschnittliche Vermögen der Deutschen auf etwa gleichbleibendem Niveau. In den neunziger Jahren war dagegen noch ein klarer Zuwachs zu beobachten, vor allem in den neuen Bundesländern. Diese Entwicklung kam jedoch vor mehr als zehn Jahren zum Stillstand. Das ist ein weiteres Ergebnis der Studie des DIA Deutschen Instituts für Altersvorsorge (www.dia-vorsorge.de) „Erben in Deutschland 2015 - 2024: Volumen, Verteilung, Verwendung“ (siehe Beitrag in den bocquel-news Große Erbschaftsmasse und nur wenige Begünstigte http://www.bocquel-news.de/Große-Erbschaftsmasse-und-nur-wenige-Begünstigte.35324.php).

Verantwortlich für die Stagnation dürften im Zeitraum 2003 bis 2008 vor allem die lange Zeit ausbleibenden Wertsteigerungen bei Immobilien gewesen sein, interpretiert das DIA die Entwicklung. Dieser Trend sei infolge des Wiederanstiegs der Immobilienpreise seit etwa 2008 gebrochen worden, mittlerweile gebe es sogar eine Tendenz zu Preisblasen am Markt für Wohnimmobilien. Dies sei eine Folge sowohl der steigenden Wohnungsnachfrage durch die hohe Binnenwanderung als auch der europaweit niedrigen Zinsen und dem daraus resultierenden „Renditenotstand“. Im Zeitraum 2008 bis 2013 waren daher eher die niedrigen Zinsen auf Spareinlagen beziehungsweise die gesunkenen Garantiezinsen bei Lebensversicherungen und damit ein geringes Wachstum der Geldvermögen verantwortlich für die stagnierende Vermögensbilanz privater Haushalte (siehe nebenstehende Grafik der LBS).

Nettovermögen in den neuen Bundesländern um mehr als die Hälfte niedriger
Im Jahr 2013 besaß der durchschnittliche Haushalt im früheren Bundesgebiet ein Gesamtvermögen von 170.000 Euro. Abzüglich der mittleren Schulden in Höhe von 31.000 Euro verbleibt damit ein Nettovermögen in Höhe von 139.000 Euro. In den neuen Ländern haben die Haushalte aus historischen Gründen weniger Vermögen angesammelt: Vermögenswerten von durchschnittlich 75.000 Euro stehen Schulden von 15.000 Euro gegenüber. Damit liegt das Nettovermögen hier mit 60.000 Euro um mehr als die Hälfte niedriger.

Trotz der stagnierenden Durchschnittsvermögen ist den Angaben zufolge das Erbschaftsvolumen gegenüber früheren Untersuchungen angestiegen, weil jetzt erstmals die Vorkriegs-Babyboomer das Gros der Erblasser stellen: Unbelastet von den Folgen des Krieges erfreuten sie sich zeitlebens steigender Einkommen, die ihnen eine ungestörte Vermögensbildung ermöglichten, vielen sogar den Erwerb eines Eigenheims.

Deutsche ärmer als Südländer
Welche Bedeutung der Immobilienbesitz für die Vermögen der Bevölkerung hat, zeigt laut DIA auch ein Vergleich innerhalb Europas. Weil in Deutschland die Wohneigentums-Quote mit rund 45 Prozent im internationalen Vergleich relativ gering ist, sind die Vermögenswerte hierzulande auch deutlich geringer als in anderen Ländern. Während der Median des Nettovermögens in Deutschland bei lediglich 51.400 Euro liegt, beträgt er – wegen der deutlich höheren Verbreitung von Immobilieneigentum – in Frankreich mit 113.500 Euro, in Spanien mit 178.300 Euro und in Italien mit 163.900 Euro ein Mehrfaches des deutschen Nettovermögens, stellte die Deutsche Bundesbank in Zusammenhang mit ihrer Panelstudie „Private Haushalte und ihre Finanzen“ (PHF) fest. (hp / www.bocquel-news.de)

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