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Hurrikan „Ian“ wird zum größten Monstersturm

5. Oktober 2022 - Der Hurrikan „Ian“ sorgt weiter für Chaos in Florida, und auch die Zahl der Todesopfer steigt. Experten prophezeien, dass der Monstersturm Verwüstungen und Todesopfer in kaum bekannter Höhe und Heftigkeit fordert. Das ZDF meldet: Ian, ein Sturm, zu groß für die Versicherungsbranche – einer der schadenträchtigsten Hurrikane.

Der Hurrikan „Ian“ war am vergangenen Mittwoch (28. September) als Hurrikan der Stufe vier von fünf in Florida auf Land getroffen. Bei seinem Zug quer über den Bundesstaat hinterließ er Tod und Zerstörung. Nach Angaben örtlicher Behörden sind bisher rund 80 Menschen ums Leben gekommen, wie die New York Times und der Sender CBS berichten. Allein im Bezirk Lee County, in dem „Ian“ mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde auf Land traf, kamen mindestens 42 Menschen ums Leben.

Wie Versicherungsmonitor und die Süddeutsche Zeitung melden, folgten starke Sturmfluten und heftige Starkregen Die jüngste Schätzung kommt von Karen Clark & Company (KCC), die als Innovatoren im Bereich der Katastrophenmodellierung gelten. Die KCC-Experten gehen von mindestens 63 Milliarden US-Dollar an Schäden aus. Allerdings rechneten sie dabei Schäden an Booten und Schiffen sowie beim staatlichen Flut-Versicherungsprogramm nicht mit ein. „Der wirtschaftliche Gesamtschaden wird sich auf weit mehr als 100 Milliarden US-Dollar belaufen, einschließlich nicht versicherter Immobilien, Schäden an der Infrastruktur und sonstiger Aufräum- und Wiederherstellungskosten", teilte KCC mit.

So könnte „Ian“ zum brutalsten Sturm werden und als einer der teuersten Fälle in die Analen eingehen. Mindestens 62 Menschen kamen Medienberichten zufolge allein in Florida als Folge des Wirbelsturms „Ian“ ums Leben, mindestens vier weitere in North Carolina. Die meisten der Opfer sind offenbar ertrunken. Der Wirbelsturm hinterließ gewaltige Verwüstungen.

Spezialfirmen, die im Auftrag von Versicherern mögliche Folgen von Katastrophen und die tatsächlichen Schäden bewerten, glauben, dass die Schäden von „Ian“ eine ähnliche Dimension erreichen wie dien des Wirbelsturms „Katrina“ im Jahr 2015. Damals hatte Katrina die Stadt New Orleans überflutet und versicherte Schäden in Höhe von 65 Milliarden US-Dollar verursacht.

Etwas zurückhaltender fällt die vorläufige Schadenschätzung von Moody’s aus. Dort rechnen die Analytiker momentan mit versicherten Schäden von 45 bis 55 Milliarden US-Dollar. Die Versicherer sollten sich zudem auf eine große Welle von Klagen und Gerichtsprozessen von Geschädigten einstellen, die die Entschädigungsangebote der Versicherer als zu tief einstufen.

In den vergangenen Jahren hatte es einige gesetzliche Änderungen gegeben, die dazu beitragen sollten, die Klageflut zu reduzieren. Diese Bemühungen zahlen sich nun aber nur beschränkt aus, denn der Wirbelsturm „Ian“ hat besonders hohe Wind- und Wasserschäden verursacht, bei denen die Rechtslage weniger eindeutig ist. Der Katastrophenspezialist KCC geht derzeit davon aus, dass ein Teil der Überschwemmungsschäden von den Versicherern bezahlt wird, auch wenn diese nicht ausdrücklich abgedeckt sind. Und: Absehbarer Streit zwischen Versicherern und Geschädigten könnte die Folge sein.

Dass Wirbelstürme so hohe Schäden anrichten, hat nach Experten-Aussagen mit ihrer zunehmenden Stärke zu tun, was nach Ansicht vieler Experten eine Folge des Klimawandels ist. Anderseits würde die zunehmende Bebauung von sturmgefährdeten Grundstücken mit teuren Wohnhäusern und Hotels eine große Rolle spielen.

Schon jetzt sei klar, berichtet die Zürcher Zeitung, dass heftig darum gestritten werde, ob ein Schaden durch den Sturm oder durch Überflutung entstanden ist. Viele Liegenschaften sind nämlich gegen Sturmschäden versichert, jedoch nicht gegen Wasserschäden. Amerikanische Hausbesitzer sichern ihre Gebäude üblicherweise entweder über das staatliche Flutprogramm ab, oder sie schützen ihre Immobilien gar nicht: Nur 10 Prozent haben demnach eine Police gegen Überflutung. Wie die Zürcher weiter schreibt, schwimmen in den Straßen Alligatoren; „Ian“ schwächt sich ab, ist aber weiter gefährlich. Der Wirbelsturm verliere an Kraft, doch Wetterexperten und Behörden warnen weiter eindringlich vor Gefahren durch Sturmfluten und starken Wind.

Der Versicherungsmonitor zitiert Expertenmeinungen und die Landesbank Baden-Württemberg, nach denen es für Versicherer und Rückversicherer teurer werden könnte als die Terroranschläge vom 11. September 2011 und die Corona-Pandemie.

Eine Erhebung über weltweite Naturkatastrophen von Statista zeigt die stärksten wirtschaftlichen Folgen auf:

  • USA: Hurrikan Katrina (2005)
  • Tōhoku-Beben: Japan (2011)
  • Hyogo-Beben: Kobe, Japan (1995)
  • Erdbeben in Deutschland: Beben von Roermond (1992)

Laut der britischen Hilfsorganisation Christian Aid kamen bis Ende 2021 bei den 10 fraglichen Katastrophen mindestens 1.075 Menschen ums Leben; 1,3 Millionen wurden vertrieben.

Nach neuesten Schadenschätzungen – so berichtet der Versicherungsmonitor – hat „Ian“ versicherte Schäden von rund 63 Milliarden US-Dollar verursacht, wobei Schäden für das staatliche National Flood Insurance Program (NFIP) sowie an Booten und Schiffen nicht miteingerechnet sind. Und bei Verisk (www.verisk.com) geht man von Schadenschätzungen von 42 bis 57 Milliarden US-Dollar aus.  

Sollten sich die Schäden von „Ian“ bei rund 50 Milliarden US-Dollar einpendeln, wäre der größte Rückversicherer weltweit, die Munich Re (www.munichre.com), mit 1,8 Milliarden Euro am stärksten betroffen, heißt es dazu bei der LBBW. Demnach würden die Swiss Re (1,5 Milliarden US-Dollar), Talanx und Axa (mit je 780 Millionen Euro) sowie die Zurich (750 Millionen US-Dollar) und Hannover Rück (634 Millionen Euro) betroffen. Die Experten der LBBW gehen weiter davon aus, dass die Schäden für die Allianz mit geschätzten 260 Millionen Euro dagegen eher gering ausfallen. Und die Generali Gruppe dürfte der Sturm kaum betreffen.

Schließlich ist sich auch der Chief Risk Modelling Officer bei RMS, Mohsen Rahnama, sicher, dass Hurrikan „Ian“ das Potenzial, einer der größten, wenn nicht der größte versicherte Katastrophenschaden in der Geschichte der USA sei - mit Auswirkungen auf die Märkte in Florida, die Rückversicherer sowie die Retrozession. (-el / www.bocquel-news.de)

 

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