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Hannover Rück schneidet besser als Konkurrenz ab

15. März 2018 - Die Hannover Rück ist trotz rückläufiger Ergebnisse 2017 mit dem vergangenen Geschäftsjahr „sehr zufrieden“. Gegenüber den beiden Marktführern, Munich Re und Swiss Re, fuhr die Nummer 3 der weltweit größten Rückversicherer durchaus akzeptable Gewinne ein. Die Dividende soll auf Vorjahreshöhe bleiben.

Weder das rückläufige Konzernergebnis – „aber immer noch auf absolut zufriedenstellendem Niveau“ – noch mögliche Unwägbarkeiten durch die neue Steuerpolitik des US-Präsidenten Donald Trump und den bevorstehenden Brexit mit dem Ausstieg Großbritanniens aus der europäischen Gemeinschaft konnten der Hannover Re (www.hannover-re.com) 2017 nicht so richtig schwerwiegend etwas anhaben. Der drittgrößte Rückversicherer weltweit hat im vermutlich schadenreichsten Jahr aller Zeiten, von dem unter anderem der Rückversicherungs-markt stark betroffen war, immer noch eine Eigenkapitalrendite von 10,9 Prozent („über der Zielmarke“) verzeichnet. Das Gewinnziel 2017 hatte Hannover-Re-Chef Ulrich Wallin bereits im vergangenen Oktober zurück-gefahren (bocquel-news 23. Oktober 2017 Harvey, Irma und Maria kosten mehrere Milliarden); am Dienstag jedoch verkündete der 63-Jährige während der Bilanz-Pressekonferenz, dass das Ergeb-nis der Hannover Re 2017 doch oberhalb der reduzierten Gewinnprognose liegt.

Mit einem Ergebnis von 958 Millionen Euro für 2017 liegt der weltweit tätige Rückversicherer erstmals und entscheidend höher als die Munich Re (www.munichre.com), denn der Marktführer und größte Rückversicherer meldet für 2017 ein Ergebnis von „nur“ 392 Millionen Euro. Den zweitgrößten Rückversicherer der Welt, die Swiss Re (www.swissre.com), kosteten Naturkatastrophen und andere schwere Störfälle im vergangenen Jahr 4,3 Milliarden Euro. Dadurch war der Gewinn der Schweizer im Jahr 2017 nach vorläufigen Zahlen um 85 Prozent auf knapp 400 Millionen Euro eingebrochen. Wie die Hannover Rück mitteilte, büßte sie dagegen nur 18 Prozent ein.

Ulrich Wallin, in gewohnt zurückhaltender Weise, berichtete von einem „sehr zufriedenstellenden Ergebnis trotz hoher Naturkatastrophen-Schäden“. Er sprach von einem herausfordernden Geschäftsjahr 2017: „Es war das Jahr mit der höchsten Belastung aus Großschäden in der Geschichte unserer Gesellschaft. Wir haben einen Konzerngewinn erzielt, der zwar hinter dem guten Vorjahresergebnis zurückbleibt, aber dennoch erfreulich ist", sagte Ulrich Wallin. „Unsere Kunden gegen Katastrophenereignisse abzusichern ist Kern unseres Geschäftsmodells. Dass wir trotz der zahlreichen Schäden ein so gutes Ergebnis erzielen konnten, zeigt, dass wir unsere Exponierungen adäquat in unserem Risikomanagementsystem abgebildet haben und sich die Schäden in die kalkulierten Erwartungswerte unseres Risikoappetits einfügen."

Wegen der guten Geschäftsentwicklung werden Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vorschlagen, für 2017 eine Dividende auf Vorjahreshöhe von insgesamt 5,00 (Vorjahr: 5,00) Euro je Aktie zu zahlen.

Für das laufende Geschäftsjahr 2018 peilt der Konzern-Chef aus Hannover ein Gewinnwachstum von mehr als 1 Milliarde Euro an. Dazu rechnet er mit einem Beitragswachstum von mindestens 5 Prozent und einer Kapitalanlagerendite von 2,7 Prozent. Im dritten Quartal 2017 hatte man den Aktienanteil der Kapitalanlagen gegen 0 gefahren. Er soll sukzessive wieder aufgebaut werden, wenn sich die Lage an den Kapitalmärkten dafür günstig erweist.

Herausforderndes Marktumfeld und gute Geschäftsmöglichkeiten 2017
In einem weiterhin herausfordernden Marktumfeld boten sich für das Unternehmen im Berichtsjahr laut Ulrich Wallin gute Geschäftsmöglichkeiten. Vor diesem Hintergrund erhöhte sich das Bruttoprämienvolumen um 8,8 Prozent auf 17,8 Milliarden (Vorjahr: 16,4) Milliarden Euro. Der Selbstbehalt stieg leicht auf 90,5 (Vj: 89,3) Prozent. Die verdiente Nettoprämie erhöhte sich um 8,5 Prozent auf 15,6 (VJ: 14,4) Milliarden Euro.

Das operative Ergebnis (EBIT) reduzierte sich auf 1.364,4 (Vj: 1.689,3) Millionen Euro. „Dies ist in Anbetracht einer überdurchschnittlich hohen Belastung aus Naturkatastrophen, die deutlich über dem kalkulierten Großschadenbudget lag, erfreulich. Begünstigt wurde das Ergebnis durch ein außerordentlich gutes Kapitalanlageergebnis sowie die Auflösung nicht mehr notwendiger Reservestellungen aus Schadenereignissen früherer Jahre“, sagte Wallin. Der Konzerngewinn stellte sich auf 958,6 (Vorjahr: 1.171,2) Millionen Euro und liegt demnach deutlich über der im 3. Quartal 2017 angepassten Prognose von rund 800 Millionen Euro.

Trotz Großschäden mit gutem Ergebnis
Die Situation in der Schaden-Rückversicherung zeigte sich im Geschäftsjahr 2017 anfangs wenig verändert. Die wettbewerbsintensiven Marktverhältnisse hielten an; zudem stellte der Markt für Katastrophenanleihen weiterhin Kapazitäten zur Verfügung. Gleichwohl konnte die Hannover Rück in den Vertrags-erneuerungsrunden profitable Geschäftsmöglichkeiten nutzen. Ulrich Wallin berichtete, dass die Gesellschaft insgesamt mit der Entwicklung ihres Schaden-Rückversicherungsportefeuilles zufrieden ist, zumal mit den Großschadenereignissen in der zweiten Jahreshälfte erste Tendenzen einer Erhöhung der Preise erkennbar wurden.

Anders als in den Vorjahren führten 2017 zahlreiche schwere Naturkatastrophen zu einer deutlichen Überschreitung des Großschadenbudgets, das Wallin mit derzeit 825 Millionen Euro bezifferte. Nachdem das 1. Halbjahr 2017 großschadenseitig ruhig verlaufen war, war die zweite Jahreshälfte durch schwere Naturkatastrophenereignisse gekennzeichnet.

Personen-Rückversicherung blieb hinter den Erwartungen zurück
Das Bruttoprämienvolumen in der Personen-Rückversicherung blieb mit 7,1 (2016: 7,1) Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Wallin: „Dies ist ein leichter Rückgang von 1,0 Prozent.“ Die verdiente Nettoprämie stieg demnach um 0,7 Prozent auf 6,5 (Vorjahr: 6,4) Milliarden Euro.

Weniger zufriedenstellend habe sich der Ergebnisbeitrag in der Personen-Rückversicherung gezeigt. Das operative Ergebnis (EBIT) erreichte einen Wert in Höhe von 245,2 (Vj: 343,3) Millionen Euro und blieb mit einem Rückgang um 28,6 Prozent deutlich hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Während sich das Financial Solutions-Geschäft weiter positiv entwickelte, belasteten einige Geschäftsblöcke älterer Zeichnungsjahre des US-Mortalitäts-Geschäfts aufgrund einer höheren Sterblichkeit das Ergebnis. Zudem ergaben sich für die Hannover Rück im Rahmen ihres Bestandsmanagements einmalige Belastungen von rund 45 Millionen Euro aus der Ablösung von verlustträchtigen Verträgen. Das Konzernergebnis der Personen-Rückversicherung reduzierte sich entsprechend auf 172,6 (Vorjahr: 252,9) Millionen Euro.

Wie Vorstands-Chef Wallin später im Gespräch mit den Journalisten deutlich machte, muss sich die Hannover Rück auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen, was die neue Steuerpolitik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump betrifft und auch den bevorstehenden Brexit.

Eine Verlagerung des Geschäfts auf eine neu zu gründende US-Tochter für das Sachversicherungsgeschäft, um in den Genuss der auf 21 Prozent gesenkten Unternehmenssteuer in den USA zu kommen, kommt für Ulrich Wallin nicht infrage, denn er wisse die Fachleute in Hannover. Der Standort bedeute in dieser Hinsicht Kostenvorteile.

Höhere Kosten machen Steuerersparnisse zunichte. In der Personen-Rückversicherung, bei der das Geschäft bislang in Hannover und in Irland zediert wurde, müsse man jetzt neue Wege beschreiten. Der vor drei Jahren gegründeten Hannover Life Reassurance auf den Bermudas, die dem US-Steuerrecht unterliegt, komme nun eine neue Bedeutung zu. Das Geschäft wird von Hannover und Irland auf die Bermudas übertragen. Dies erfordert jedoch den Transfer von Eigenkapital zu der Bermuda-Tochter, da das Geschäft mehr Kapital bindet. Die aggressive Steuerpolitik Trumps gegenüber ausländischen Firmen komme durch die Bermuda-Lösung jedoch nicht voll zum Zuge.

Ähnliches zeichnet sich auch beim bevorstehenden Brexit von Großbritannien ab. Die Hannover Rück hat zwei Töchter in Großbritannien – eine Schaden-Erstversicherung und eine Lebens-Rückversicherung. Tritt der Brexit ein, werden Kapitalverschiebungen zugunsten der Töchter in Großbritannien, die bisher kein eigenes Kapital brauchten, nötig. Das Kapital der Töchter wurde bereits aufgestockt. Weitere Probleme wegen des Brexit erwartet Ulrich Wallin nicht. (-el / www.bocquel-news.de)

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