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GDV-Bilanz: „Ganz ordentliches Ergebnis 2022“

26. Januar 2023 - Angesichts der tiefgreifenden Folgen vor allem durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine habe sich 2022 vieles verändert, erklärte Norbert Rollinger, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV), bei der Jahresmedienkonferenz am Donnerstag in Berlin.

Dr. Norbert Rollinger, Präsident des GDV Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (www.gdv.de) zeigte sich während der Pressekonferenz am Donnerstag insgesamt zufrieden mit dem Geschäftsverlauf. Trotz der Kriegsfolgen für die Sicherheitsarchitektur in Europa, der Energieversorgung und der hohen Inflation hätten sich die Versicherer unter schwierigen Rahmenbedingungen „ordentlich geschlagen“, so der GDV-Chef, auch wenn die Versicherer über alle Sparten im vergangenen Jahr einen Beitragsrückgang 0,7 Prozent registrieren mussten.

Wieder schwarze Zahlen in der Schaden-/Unfallversicherung
Nach dem teuersten Naturgefahrenjahr 2021 durch die Flutkatastrophe „Bernd“ schrieb die Schaden- und Unfallversicherung 2022 wieder schwarze Zahlen. Die Einnahmen sind um 4 Prozent gestiegen, die Ausgaben um 5,6 Prozent gesunken. Unter dem Strich steht ein versicherungstechnischer Gewinn von 5 Prozent.

Eigentlich, so Rollinger, hätten die Ausgaben noch stärker sinken müssen. Dies war wegen der Inflation mit fast 8 Prozent nicht der Fall. Die höheren Preise schlugen in so gut wie allen Sparten der Schaden- und Unfallversicherung auf die Ausgaben durch; in der Kfz-Versicherung stiegen die Kosten für Ersatzteile und Werkstattleistungen, in der Wohngebäudeversicherung schossen die Preise für Baustoffe wie Ziegel, Dämmstoffe, Beton und Stahl genauso in die Höhe wie die Handwerkerleistungen. Selbst in der Rechtsschutzversicherung führte die Inflation zu höheren Streitwerten und damit auch zu höheren Gerichts- und Anwaltskosten.

Sechs Prozent Minus in der Lebensversicherung
In der Lebensversicherung gingen die Einnahmen der Branche 2022 unter dem Strich deutlich um 6 Prozent zurück. Rollinger machte deutlich, dass dies in erster Linie am Rückgang um knapp 18 Prozent bei Versicherungen gegen Einmalbeitrag gelegen habe, während sich LV-Verträge gegen laufenden Beitrag mit plus 0,6 Prozent leicht positiv entwickelt haben.

Für die Geschäftsentwicklung seien vor allem zwei Gründe maßgeblich: Zum einen bringe die Normalisierung des Zinsniveaus für die Kunden wieder mehr Anlagealternativen zurück ins Spiel. Zum anderen führten die gestiegenen Lebenshaltungskosten dazu, dass viele Menschen weniger Geld für ihre Altersvorsorge übrig hätten. Zufrieden zeigte sich der GDV-Präsident mit der Storno-Quote, die wie im Vorjahr bei voraussichtlich 2,6 Prozent liege.

Sehr erfolgreich war dagegen die betriebliche Altersvorsorge (bAV). Ihr Neugeschäft stieg um 13 Prozent auf gut 650.000 Verträge. Rollinger wörtlich dazu: „Die Reformen der letzten Jahre fangen an zu wirken.“ Bei den bAV-Beiträgen verbuchten die Versicherer im vergangenen Jahr ein Plus von 3,7 Prozent verbuchen.

Gegenläufig entwickelten sich die Versicherungsverträge mit einer Riester-Rente. Das Neugeschäft ist hier um rund 60 Prozent zurückgegangen. Schuld an der Entwicklung sei die gesetzliche Verpflichtung zu einer 100-Prozent-Garantie, gepaart mit dem zuletzt noch einmal deutlich abgesenkten Höchstrechnungszins von 0,25 Prozent. Dies habe im aktuellen Umfeld dazu geführt, dass es kaum noch Angebote für die Riester-Rente gibt (siehe weiterer Artikel zur Bürgerrente in dieser Ausgabe „Bürgerrente: eine private Rente „für Jeden“).

Privaten Krankenversicherung: Weniger Vollversicherte, mehr Zusatzversicherte
Der Trend der vergangenen Jahre verfestigt sich: Während die Zahl der Zusatzversicherungen um 2,1 Prozent auf 29,1 Millionen stieg, nahm die Zahl der Vollversicherungen um 0,16 Prozent auf 8,7 Millionen leicht ab. Die Beitragseinnahmen 2022 haben sich in der privaten Krankenversicherung (PKV) um 3,1 Prozent auf rund 46,8 Milliarden Euro erhöht. In der Pflegeversicherung lagen die Einnahmen bei etwa 5 Milliarden Euro. Dieser Anstieg von 14,7 Prozent sei insbesondere auf starke Leistungsausweitungen durch die gesetzlichen Pflegereformen zurückzuführen.

Drei Prozent Wachstum für 2023 erwartet
Über alle Sparten erwartet der Verband 2023 wieder ein Beitragswachstum von rund 3 Prozent. 6 Prozent Beitragswachstum werden es in der Schaden- und Unfallversicherung sein, getragen vor allem von einem spürbaren Beitragsplus in der Kfz-Versicherung und einem Beitragsplus von 16 Prozent in der Wohngebäudeversicherung. Hier machten sich steigende Material- und Handwerkerkosten besonders deutlich bemerkbar, selbst bei einer Abkühlung der Baukonjunktur.

Die Privaten Krankenversicherer (www.pkv.de) rechnen 2023 mit einem moderaten Beitragsplus von 3,5 Prozent. Zum 1. Januar wurden die Beiträge in der privaten Pflegeversicherung und bei etwa einem Drittel der privat Krankenvollversicherten erhöht. Grund dafür sind die laufend steigenden Behandlungskosten im Gesundheitssystem.

Insgesamt rechnet der GDV in der Lebensversicherung mit einer unveränderten Geschäftsentwicklung von plus / minus Null. Im Einzelnen erwartet der Verband, dass sich die Lebensversicherungen gegen Einmalbeiträge und die Einnahmen der Pensionsfonds im Jahr 2023 stabil entwickeln. Die Einnahmen der Pensionskassen dürften um 4 Prozent schrumpfen, die Lebensversicherungen gegen laufende Beiträge hingegen um 0,3 Prozent geringfügig wachsen. Hier dürfte der Anteil klassischer Versicherungen mit Höchstrechnungszins stagnieren oder weiter zurückgehen, während fondsgebundene Versicherungen ihren Anteil im Neugeschäft ausweiten dürften, so der GDV-Chef. (Bernd Rudolf Text + Screenshot / www.bocquel-news.de)

 

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