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Konzepte und Kriterien

Finanzdienstleistungen werden künftig modular

25. Januar 2016 - Bei Banken und Versicherungen findet eine Fragmentierung des Produktangebots und der Wertschöpfungskette statt. Es entsteht ein Vielzahl spezialisierter Anbieter und Produkte. Global kann dies zu einer Verschiebung von Erträgen in Höhe von einer Billion US-Dollar führen.

Zu diesen Erkenntnissen kommt die internationale Managementberatung Oliver Wyman (www.oliverwyman.de) in ihrer aktuellen Studie „Modular Financial Services: The New Shape of the Industry“. Für den deutschen Markt bedeutet dies unter anderem, dass neue Kundenplattformen Ertragsmöglichkeiten von etwa 4 bis 6 Milliarden Euro hätten und 7 bis 10 Milliarden Euro an Umsatz sich hin zu innovativen Anbietern mit neuen Produkten verschieben können, sagen die Managementberater voraus.

In einer modularen Finanzbranche gehört eine direkte Kundenbeziehung nicht mehr nur einem Produktanbieter, erläutert Oliver Wyman. Kunden würden beispielsweise mit Hilfe einfacher Online-Plattformen oder mobilen Apps zwischen einer Vielzahl von Anbietern auswählen. Auf der Angebotsseite werde die Wertschöpfungskette nicht mehr komplett innerhalb eines Unternehmens erarbeitet. Stattdessen würden Teilschritte vermehrt an Drittanbieter ausgelagert. Die Modularisierung werde vor allem durch neue Technologien und regulatorische Veränderungen vorangetrieben. Das führe zu größerer Transparenz und Effizienz.

„Nach der Krise haben sich die meisten Finanzinstitute auf die Optimierung der bestehenden integrierten Geschäftsmodelle konzentriert. Jetzt bewegt sich der Finanzsektor hin zu einer neuen, modularen Struktur“, sagt Finja Carolin Kütz, Partnerin und verantwortlich für das Beratungsgeschäft von Oliver Wyman in Deutschland und Österreich. „Modulare Finanzdienstleistungen entstehen jedoch unterschiedlich schnell in den jeweiligen Märkten. Aktuell ist der Bankensektor in den USA zum Beispiel modularer aufgestellt als die Sektoren in Europa und Asien. In Europa ist Spanien einer der Vorreiter, während sich Deutschland eher im hinteren Mittelfeld der Entwicklung bewegt.“

Die Verbraucher profitieren am meisten
Die Konsumenten werden am stärksten von modularen Finanzdienstleistungen profitieren, ist man bei Oliver Wyman überzeugt. Sie würden aus einer größeren Bandbreite von Produktanbietern wählen können. Der stärkere Wettbewerb werde dabei den Druck auf die Margen erhöhen. Die 19. jährliche „Future of Financial Services“-Studie von Oliver Wyman schätzt, dass 150 bis 300 Milliarden US-Dollar durch niedrigere Preise den Kunden zugute kommen werden.

Doch trotz der Veränderungen in der Branche und obwohl der Wettbewerbsdruck steigt, haben integrierte Finanzdienstleister noch immer eine gute Ausgangsbasis, so die Prognose. Dazu gehörten beispielsweise bestehende Kundenbeziehungen, sichere Skaleneffekte im Betrieb und die Erfüllung regulatorischer Anforderungen. Sie hätten somit gute Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein.

Enormer Investitionsbedarf
Teure, alte und unflexible Infrastruktur werde zukünftig indes untragbar sein und der Wettbewerb wird Finanzinstitute zwingen, ihre Betriebsplattformen zu erneuern. Dafür stünden den weltweit größten Banken jedoch enorme Kosten bevor, die bei über 4 Milliarden US-Dollar pro Institut liegen können. Das ist mehr als die durchschnittliche Dividendenzahlung von je 1,7 Milliarden US-Dollar der 100 größten Universalbanken. Allerdings könnten die weltweit größten Banken laut Schätzungen der Studie durch Plattformerneuerungen auch bis zu 340 Milliarden US-Dollar an Kosten einsparen.

Die Modularisierung ist eine große Herausforderung für den Finanzsektor, resümiert Oliver Wyman.  Sie biete aber auch vielfältige Chancen. Es würden neue Möglichkeiten entstehen, verbesserte Produkte und Dienstleistungen für Kunden zu entwickeln und neue Kundenzugänge zu schaffen. Durch kostengünstigere und flexiblere Back Office-Lösungen könnten die Betriebskosten gesenkt und Kapital effizienter in strategisch wichtigen Bereichen eingesetzt werden. (hp / www.bocquel-news.de)

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