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Eklat: Kein Schutz für Flüchtlingsunterkünfte?

2. November 2015 - Die gefährlichen Querelen um Flüchtlingsunterkünfte erfahren aus Sicht der Bevölkerung eine andere, unerfreuliche Qualität, wenn die Versicherungswirtschaft ins Spiel kommt. Das zeigen jüngste Presseveröffentlichungen, bei denen auch der Gesamtverband der Versicherer zu Wort kam.

„Berechnende Rechner“ titelte die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ www.haz.de) am vergangenen Samstag - siehe nebenstehende Abbildung. Die beredte Unterzeile lautete: „Flüchtlinge beherbergen? Politisch gewollt, doch Versicherungen bestrafen Hausbesitzer.“ - Was war geschehen: In der niedersächsischen Ortschaft Salzhemmendorf hatten Ende August drei mutmaßliche Rechtsextremisten nachts einen Molotowcocktail in ein Fenster im Erdgeschoss einer Flüchtlingsunterkunft geworfen. Die Bewohner aus Simbabwe konnten sich retten, und der Sachschaden am Gebäude wird mit 2.600 Euro angegeben.

Das alles klingt wie ein Bericht von einem glimpflich ausgegangenen Anschlag. Doch das dicke, teure Ende kam jetzt: Den Angaben zufolge übernahm zwar die Generali (www.generali.de) als zuständiger Gebäudeversicherer am Ende den Schaden, doch dann hat das Unternehmen die Wohngebäudeversicherung des Besitzers der Flüchtlingsbleibe gleichzeitig gekündigt.

Auch vier Verträge für weitere Häuser mit Wohnungen für Flüchtlinge soll die Generali storniert haben. Der Versicherer spricht laut Zeitungsbericht vom „Gefahrenerhöhung“, denn aus den Gebäuden seien durch die Flüchtlingsunterbringung „Massenunterkünfte“ oder „Teilmassenunterkünfte“ mit ganz anderen Schadenrisiken geworden.

Es wird außerdem berichtet, dass der Eigentümer der besagten Flüchtlingsunterkünfte, Arthur Constabel, wochenlang auf der Suche nach neuen Versicherungsgesellschaften war. Und das, obwohl die Versicherer öffentlich beteuert haben sollen, sich „an der gesamtwirtschaftlichen Aufgabe der Flüchtlingsunterbringung zu beteiligen“.

Auf Anfragen bei einigen Versicherer sollte Constabel bis zum 800fachen der ursprünglichen Versicherungsprämie bezahlen. – In der Samstags-Ausgabe der HAZ stand dann auch, wie der Fall endete: Danach hatte Arthur Constable schließlich das gesamte Volumen seiner Geschäftsbeziehungen zur örtlichen Volksbank in die Waagschale geworfen. Dadurch endlich fand er bei der zur Gruppe gehörenden R+V (www.ruv.de) Gehör und bezahlt seither das Doppelte gemessen an der bisherigen Prämie.

„Es gibt keine pauschale Bewertung von Flüchtlingsunterkünften”, sagte Bernhard Gause, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des GDV, auf Anfrage. Laut Zeitungsbericht (siehe nebenstehende Abbildung) widerspricht er gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen, dass Versicherer pauschal Prämien für Flüchtlingsunterkünfte erhöhten würden.

„Entscheidend ist der Zustand des Gebäudes und wie viele Menschen wie lange in einer Unterkunft leben”, sagte Gause. Statistiken der Versicherungswirtschaft würden zeigen, dass der Schadenaufwand deutlich höher liegt, wenn Häuser nur kurzzeitig von wechselnden Personen bewohnt werden. „Dies gilt für Touristen, Montagearbeiter, Studenten oder Flüchtlinge gleichermaßen“, ergänzte der GDV-Manager. (-el / www.bocquel-news.de)

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