logo
logo

Namen und Nachrichten

EIOPA: PEPP-Entwicklung mit Nachdruck vorantreiben

20. Oktober 2016 - Die Begriffe „PEPP“ und „URF“ bestimmten die Haupthemen bei der sechsten EIOPA-Konferenz am Dienstag in Frankfurt. EIOPA-Chef Gabriel Bernardino trat erneut für mehr einheitliche Konzepte ein. Ganz besonders wichtig sei ein einheitlicher grenzüberschreitender Markt für die private Altersvorsorge.

Die Aufsichtsbehörde EIOPA (www.eiopa.europa.eu) will die Vereinheitlichung des europäischen Versicherungsmarktes vorantreiben. Dazu soll das Pan European Pension Product (PEPP) weiter forciert werden. „Mit dem PEPP können europäische Bürger die Vorteile eines einheitlichen Kapitalmarkts unmittelbar sehen“, sagte EIOPA-Chef Gabriel Bernardino auf der sechsten EIOPA-Konferenz in Frankfurt. „Zusammen müssen wir alles unternehmen, um das Vertrauen der Bürger in die Europäische Union und seine Finanzbranche zurückzugewinnen.“

Allerdings hätten sich bisher nur Verbraucherschützer dazu positiv geäußert. 300 Zuhörer aus Europa, den USA und Japan waren angereist, um die Probleme bei der Implementierung von Solvency II zu diskutieren. Auch über die Folgen der Digitalisierung und ein einheitlicher Markt für Altersvorsorge wurden thematisiert. „Die EIOPA steht bereit, an Pepp weiter zu arbeiten“, sagte Bernardino. In weiteren Produktpiloten will er auch Modelle für Altersvorsorge-Produkte ohne Garantie (defined contribution) und Betriebsrenten entwickeln. „Wir müssen sicherstellen, dass die Versicherungsaufsicht in Europa auf gleichem Niveau arbeitet", sagte der EIOPA-Chef.

Außerdem sollte die EU ähnliche Regeln für den Umgang mit Versicherer in Schieflagen entwickeln wie sie für Banken bereits bestehen, betonte Bernadino. Bis Ende 2016 will die EIOPA ein Diskussionspapier erstellen.

Ein gemeinsames Konzept für private Altersvorsorgeprodukte
Bernardino machte auch deutlich, dass ein gemeinsames Konzept für private Altersvorsorgeprodukte unerlässlich sei. Nicht nur wegen des Brexits, sondern wegen der allgemeinen Zersplitterung der Märkte würden grenzüberschreitende Geschäfte unnötig erschwert. Das treibe die Kosten weiter in die Höhe und belaste die Renditen für die Kunden. Einheitliche Produkte auf EU-Ebene seien die richtige Lösung dieses Problems. Das würde auch das Vertrauen in die private Altersvorsorge zurückbringen.

Die EIOPA möchte nachdrücklich mit ihrem im Februar vorgestellten PEPP-Konzept die Vielzahl unterschiedlicher Vertragsmodelle in den einzelnen EU-Staaten drosseln. „Wenn es viele Produkte mit kleinen Vertragszahlen gibt, sind die Kosten pro Vertrag hoch. Mit größerem Geschäftsvolumen sinken die jeweiligen Kosten, die Erträge steigen und damit die Renditen für die Kunden", sagte Bernardino. Er erwarte zudem mehr Wettbewerb zwischen den Anbietern, wenn die Produkte grenzüberschreitend angeboten werden könnten.

„Die EIOPA steht bereit, die Arbeit an PEPP fortzusetzen, besonders mit der Gestaltung von Pilotprodukten“, betonte der EIOPA-Chef. Dabei sollte eine ausbalancierte Anlage der Beiträge auch Aktien, Immobilien, Infrastruktur und erneuerbaren Energien umfassen. Man wolle die Produkte nicht vereinheitlichen. PEPP könnte parallel zu bestehenden eingeführt werden.

Laut Gabriel Bernadino (Foto: ©Martin Joppen/Eiopa) will die europäische Aufsichtsbehörde die Ultimate Forward Rate (UFR) von 4,2 auf 3,7 Prozent senken. Dadurch wird den Versicherern die Abzinsung ihrer Rückstellungen erschwert. Welche Auswirkungen die Absenkung haben wird, überprüft die Behörde derzeit. Die Lebensversicherer müssten nämlich deutliche höhere Rückstellungen für Zinsgarantien bilden. Bisher – so wurde bekannt – lehnt die Bundesregierung Deutschland die Veränderung ab. Doch für EIOPA-Chef Gabriel Bernardino ist klar, dass die Ultimate Forward Rate sinken muss. Den Angaben zufolge modelliert die EIOPA damit im Rahmen von Solvency II die langfristigen Zinsen, für die es am Markt keine Preise gibt. Demnach ergibt sich die UFR aus dem Inflationsziel der EZB (derzeit 2 Prozent) zuzüglich einer langfristigen Realzinserwartung. Für Versicherer soll eine hohe Zinskurve von Vorteil sein, da dann zukünftige Zahlungen mit einem höheren Zinssatz diskontiert werden können.

Am Dienstag betonte Bernadino, dass die derzeitige UFR von 4,2 Prozent nicht mehr realistisch sei. Sie sei im Rückblick auf die letzten einhundert Jahre festgesetzt worden – damals von einem kräftigen Wirtschaftswachstum ausgehend. „In der Realität hat die Kurve nie die 4,2 Prozent erreicht. Eine Korrektur wäre also angemessen.“

Die Auswirkungen auf die Versicherer sind den Angaben zufolge bisher nicht ganz klar. Betroffen seien vor allem die Lebensversicherer und nicht ganz so stark die Haftpflichtversicherer. Angesichts der ohnehin angespannten Lage der Lebensversicherer bedeute die Senkung der Ultimate Forward Rate ein weiteres Problem im schwierigen Umfeld. Die EIOPA wird laut Bernadino erneut prüfen, ob die Belastung zu hoch ausfalle. Weiteres dazu werde Ende Januar 2017 bekanntgegeben.

IDD - kein Verbot von Abschlussprovisionen
Kurz kam auch die neue EU-Vermittlerrichtlinie Insurance Distribution Directive (IDD) zur Sprache, die kein Verbot von Abschlussprovisionen enthalte. Die Handhabung könne jedes Mitgliedsland selbst regeln. Bei der IDD-Einführung werde die EIOPA aber dafür sorgen, dass die Provisionszahlungen nicht mit der Aufgabe der Vermittler kollidieren, den Kunden bestmöglich zu beraten.

Spekulationen zum Brexit verfrüht
Immer wieder wurde die Auswirkung der Brexit-Abstimmung in Großbritannien auf den Versicherungsmarkt angesprochen. Der EIOPA-Chef sagte, dass Spekulationen verfrüht seien. „Zurzeit ist nichts anders, Großbritannien hat dieselben Rechte und Pflichten wie alle Mitgliedsstaaten.“ Im Stab der EIOPA sind von insgesamt 140 Mitarbeitern neun Briten beschäftigt. „Und wir sind sehr zufrieden mit ihnen.“ (-el / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.