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Drei der 342 Unternehmen konnten nicht mithalten

11. Juli 2016 - Die Bundesanstalt für die Finanzdienstleistungs-Aufsicht BaFin veröffentlicht erste Zahlen zu Solvency II. Danach haben die deutschen Versicherer haben über alle Sparten hinweg Ende des 1. Quartals 2016 die Kapitalanforderungen von Solvency II (143 Milliarden Euro) mit 410 Milliarden Euro deutlich übererfüllt.

„Die Branche ist erfolgreich im neuen Regime angekommen“, sagt BaFin-Exekutivdirektor Dr. Frank Grund. Gemeint ist die neue einheitliche Eigenkapitalregelung Solvency II auf EU-Ebene, die auch hierzulande seit Jahresbeginn gilt. Nach ersten Erkenntnissen der Finanzaufsicht BaFin (www.bafin.de) sank die mittlere Solvency II-Bedeckungs-Quote der Branche im ersten Quartal 2016 auf rund 280 Prozent – von rund 305 Prozent zum ersten Stichtag zum Jahresanfang 2016 („Day 1 Reporting“).

Zu Day1 zeigten lediglich drei Unternehmen eine Unterdeckung der Solvabilitätskapitalanforderung (SCR, Solvency Capital Requirement) auf. Im aktuellen Marktumfeld stellen Schwankungen an den Kapitalmärkten die bedeutendste Teilrisikoart dar. Deutlich mehr als 90 Prozent der anrechnungsfähigen Eigenmittel der Unternehmen können der höchsten Qualitätsstufe (Tier 1) zugerechnet werden, teilt die BaFin mit. Die sogenannte Solvabilitätskapital-Anforderung (Solvency Capital Requirement - SCR) berücksichtigt alle quantifizierbaren Risiken, denen sich Versicherer ausgesetzt sehen.

Die meisten der 342 berichtspflichtigen Versicherer verwenden zur Berechnung des SCR eine vorgegebene Standardformel. In insgesamt 39 Fällen nutzen die Unternehmen eine der von der Aufsicht genehmigten Individualisierungsmöglichkeiten.

Im August werde die BaFin Einblicke in die spartenspezifischen Erkenntnisse aus dem neuen Reporting geben. Die Versicherungsunternehmen hatten im Mai 2016 erstmals Daten für die regelmäßige quantitative Berichterstattung nach Solvabilität II (S II) vorgelegt. Das „Day 1 Reporting“ umfasst die Solvabilitätsübersicht (Solvenzbilanz) zum Beginn des neuen Aufsichtsregimes und war nur einmalig vorzulegen.

Die BaFin steht mit den drei Unternehmen mit Unterdeckung am Day 1 in engem Kontakt. Sie haben bereits, wie gesetzlich vorgesehen, Maßnahmen zur Bereinigung der Bedeckungssituation ergriffen. „Alle Unternehmen sind ihrer Verpflichtung zur Vorlage der Berichtsformulare vollständig und termingerecht nachgekommen“, sagt BaFin-Exekutivdirektor Grund.

Alle wesentlichen Erkenntnisse des „Day 1 Reporting“ und des ersten Quartals 2016 zusammengefasst beziehen sich laut Dr. Grund auf die Gesamtheit der zurzeit 342 Einzelunternehmen, die unter S II berichtspflichtig sind.

Das SCR berücksichtigt alle quantifizierbaren Risiken, denen ein Versicherungsunternehmen ausgesetzt ist. Im aktuellen Marktumfeld stellen neben der bedeutendste Teilrisikoart „Schwankungen an den Kapitalmärkten“ die „versicherungstechnischen Risiken“ eine Problematik dar, die aber vergleichsweise deutlich weniger bedeutend sei, teilt die BaFin mit.

Bei Betrachtung der Anlageklassen entfällt auch unter Solvency II weiterhin der größte Teil auf Anleihen. Direkt gehaltene Aktien und Immobilien nehmen nur einen sehr geringen Anteil am Marktwert der gesamten Kapitalanlagen von rund 1,8 Billionen Euro zum Start von S II ein.

Unter S II werden Vermögenswerte und Verbindlichkeiten marktkonsistent bewertet. Hierdurch entsteht eine erhöhte Volatilität gegenüber einer Bewertung nach Buchwerten. Ausschlaggebend für das Risiko, dem ein Unternehmen ausgesetzt ist, ist die Schwankung der zur Verfügung stehenden Eigenmittel (Überschuss der Vermögenswerte über die Verbindlichkeiten). Risikomindernd kann sich auswirken, dass sowohl die Aktiv- als auch die Passivseite schwankt. „Sicherlich bedarf es jedoch einer Eingewöhnungsphase für alle Beteiligten, die systemimmanente Volatilität angemessen deuten zu lernen“, resümiert Frank Grund. (-el / www.bocquel-news.de)

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