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Digi-Welt mit Kulturwandel in Service und Produkt

23. Juni 2016 - Immer öfter melden Versicherer die Ergebnisse ihrer Digitalisierungsstrategien. Auf dem Zukunftsforum Assekuranz 2016 waren dies beispielsweise Allianz, Axa und Generali. Dort ging es auch um den notwendigen Kulturwandel, denn die Versicherer setzen mehr und mehr auf Prävention.

Ab Montag ist der Generali-Konzern in Deutschland mit seinem öffentlich bereits heiß diskutierten „Generali Vitality“ auf dem Markt. „Unsere Aufgabe als Versicherer wird mehr und mehr Vorbeugung sein. Da haben Kunden und Versicherer die gleichen Interessen. Das ist unser generisches Aufgabenspektrum – bisher gab es dafür vielleicht nicht die Daten und Zugänge“, sagte Dr. Rainer Sommer (Foto: M. Lier). Für den Vorstand COO / CIO der Generali Deutschland AG (www.generali-deutschland.de) ist dies eines der Leuchtturmprojekte, mit dem sich das Traditionshaus in einen Konzern mit Adjektiven wie „simple, easy, smart“ verändert.

Nicht nur digital, sondern auch schadenmindernd
Mit „Generali Vitality möchten wir die Spielregeln der Versicherungsbranche neu definieren und uns als Vorreiter der Branche positionieren und damit wettbewerbsfähig bleiben“, sagte Sommer. Die Vitality-Tarife mit der Fitness-App starten in der Risikolebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung. Dabei gehe es nicht um Selektion von Risiken, sondern um Verhaltensänderung durch Sensibilisierung und Belohnungen. „Das ist kein Marketing-Gimmick“, so Sommer. In Südafrika, Großbritannien und Australien werden diese Produkte bereits eingesetzt und zeigen laut Sommer, dass der Schadenverlauf der Verwender „ohne etwas zu tun“ um 20 Prozent besser ist als in Vergleichsgruppen.

Vertrieb muss mitziehen
Das liege an der „Awareness“; also an der Sensibilisierung der Kunden für gesundheitsbewusstes Verhalten. Im „Platinstatus“ – also bei Versicherten, die besonders viele Bonuspunkte für gesundes Verhalten haben, ist der Schadenverlauf sogar um 50 Prozent besser. „Wir haben also nicht nur große Hebel auf der Kosten-, sondern auch auf der Schadenseite“, sagte Sommer. Die Tarife funktionierten allerdings nur, wenn der Vertrieb „das auch erklären kann“. Hier beobachte er, dass die DVAG (www.dvag.de) und die eigene Ausschließlichkeit sich zunehmend den geänderten Anforderungen der Kunden stellten und sehr innovativ seien – beispielsweise durch Chats, E-Mails oder auch Portale.

Wandel in den Köpfen
Das Wesentliche beim Transformationsprozess „ist die Menschen im Unternehmen auf den Weg mitzunehmen“. Gelingen soll dies durch mehr Arbeiten in Teams , Leuchtturmprojekte, Transparenz, aber auch der Dokumentation kleinteiliger Ergebnisse und „dem Feiern kleiner Erfolge“. Auch wenn viele Aufgaben inzwischen im Konzern über die verschiedenen Risikoträger hinweg an „einer Stelle“ angesiedelt seien, werde der Konzern doch seine Mehr-Markenstrategie und die unterschiedlichen Vertriebskanäle beibehalten.

Der Umbau von Leadership und Kultur waren auch zentrales Thema von Dr. Steffen Krotsch (Foto: M. Lier), der im Allianz-Konzern-Bereich Allianz Worldwide Partners SAS (www.allianz.com) die Innovationen leitet. Vorzeigeprojekte des Marktführer sind beispielsweise die in Frankreich eingesetzte App „Allianz Conduit Connecte`“, welche die Kundenkontaktpunkte innerhalb eines Jahre von drei auf 30 erhöht habe, oder der in Deutschland eingesetzte Allianz Assist, der Services und Versicherung in Smart-home-Geräten kombiniert.

Zeitdruck und hohe Kosten
Nach Meinung von Krotsch muss die Digitalisierung in Form der Änderung von Bestandsprozessen zeitgleich mit der Innovation des Geschäftsmodells einhergehen. „Da die Digitalisierung vier bis fünf Jahre dauert, hat man keine Zeit für Entwicklungsstufen, die nacheinander vorgenommen werden“, sagte er. Die Allianz verfolge dabei die „Judo-Strategie“ – das Kerngeschäft und rein digitale Modelle und Fähigkeiten würden parallel ausgebaut.

Die Allianz arbeite mit Startups zusammen, beteilige sich an ihnen finanziell, gehe auch in die „Community“ hinein und vernetze sich. Für die Transformation gebe es ein paar Regeln. So müsse die Veränderungen „top-down“ getrieben sein, an einer Stelle koordiniert werden, und die gesamte Organisation erfassen. Digitale Geschäftsmodelle hätten zudem teils einen längeren Investitionshorizont.

Krankenportal als Branchenlösung
Eines der Digitalisierungsprojekte des Axa-Konzerns (www.axa.de) ist das zusammen mit der CGM CompuGroup Medical SE (www.cgm.com) betriebene ePortal „Meine Gesundheit“. Geht es nach den Kölnern soll dieses zur Branchenlösung ausgebaut werden. „Bei chronisch Kranken sind wir keine Wettbewerber mehr; um diese Kunden kämpfen wir nicht mehr. Da sollten wir zusammenarbeiten“, sagte Vorstand Dr. Thilo Schumacher. Schließlich gehe es darum, das System der privaten Krankenversicherung zu stabilisieren und bezahlbar zu halten.

An dem mit der CompuGroup betriebenen Joint Venture MGS Meine-Gesundheit-Services GmbH (www.mgs360.de) sollten sich weitere Krankenversicherer beteiligen. Denn nur wenn die Versicherungswirtschaft eine ausreichend hohe Nachfrage repräsentiert, wird man auch eine nennenswerte Mitwirkung bei der Ärzteschaft für das digitale Rechnungswesen erhalten. Das ePortal sei keine „eine normale Rechnungs-App“, bei der nur der Barcode der Rechnung eingescannt und weitergeschickt werde, sondern um eine „personalisierte App“ mit Kontaktmöglichkeiten, so Schumacher. - „Der Kunde vertraut seiner privaten Krankenversicherung so wenig, weil man er sie nicht erlebt“, sagte Schumacher. Mit dem Portal will er den Kundenkontakt verbessern und erhöhen. „Wir wollen relevant beim Kunden sein. Die Digitalisierung reduziert die Kontaktpreise - nahezu auf null“, machte Dr. Thilo Schumacher (Foto: M. Lier) deutlich.

Neben dem Rechnungsmanagement mit Statusanzeige kann das Portal beispielsweise auch Informationen über die Ausschöpfung des Selbstbehaltes oder zur Beitragsrückerstattung gegeben oder in Zukunft auch auf Chroniker-Programme verweisen.

In vier Jahren - bis zum Jahr 2020 - soll die Hälfte der krankenvollversicherten Axa-Kunden ihre Abrechnungen digital abwickeln. Zurzeit befinde man sich im „Roll-Out“ nach einem Testfeld, bei dem 95 Prozent der Teilnehmer ihr Interesse bekundet hätten. (lie / www.bocquel-news.de)

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