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Konzepte und Kriterien

Die Renten steigen, das Versorgungsniveau sinkt

7. Dezember 2015 - Bis zum Jahr 2029 steigen die gesetzlichen Renten nominal mehr als zwei Prozent im Jahr. Das Versorgungsniveau sinkt trotzdem. Der Ausgleich durch die Riester-Rente steht vor allem auf dem Papier. Sicher ist aber, dass die Beiträge steigen. Vorsorge ist wichtiger denn je.

Die Brutto-Standardrente im Jahr 2014 in Deutschland betrug laut Rentenversicherungsbericht 2015 der Bundesregierung 1.287 Euro. Das ist der Wert für jenen ominösen Durchschnittsrentner, der 45 Jahre ununterbrochen Beiträge gezahlt und immer das Durchschnittseinkommen verdient hat. Ihn gibt es bekanntlich nicht. Die Rentenwirklichkeit sieht so aus: 2014 erhielten Männer in Westdeutschland einen durchschnittlichen Altersrentenzahlbetrag von 1.019 Euro, Männer in Ostdeutschland 1.117 Euro. Bei Frauen betrugen die Werte 520 Euro (West) und 775 Euro (Ost). Das Eckrentenniveau erreichen diese Renten also nicht, das individuelle Versorgungsniveau der meisten Rentner ist geringer. Die Anzahl derer, auch das weist der Rentenbericht der Bundesregierung aus, die mehr als der Eckrentner beziehen, ist relativ klein. 

Altersrenten, Witwer- und Witwenrenten 2014

 

Westdeutschland

Ostdeutschland

 Zahlbeträge Altersrenten Männer

1.019,14 Euro

1.117,27 Euro

 Zahlbeträge Altersrenten Frauen

520,12 Euro

775,13 Euro

 Zahlbeträge Witwerrenten

244,21 Euro

313,00

 Zahlbeträge Witwenrenten

581,98 Euro

628,71 Euro

 Quelle: Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung 2015

Wenn man jedoch den Eckrentner als Maßstab für die allgemein Rentenentwicklung nimmt, dann steigen dessen Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung laut Rentenbericht der Bundesregierung bis zum Jahr 2029 auf 1.824 Euro. Das sind zwar nominal mehr als 500 Euro über dem heutigen Niveau, aber trotzdem weniger. Denn das Sicherungsniveau vor Steuern beträgt heute 47,5 Prozent. Das heißt der Standardrentner das Zugangsjahres 2015 bekommt aus gesetzlicher Rente 47,5 Prozent des Nettoarbeitsentgelts eines heutigen Durchschnittsverdieners. Bis zum Jahr 2029 sinkt dieses Sicherungsniveau auf 44,6 Prozent.

Die Riester-Rente soll es richten
Es sei denn, der Ruheständler bezieht eine Riester-Rente. So jedenfalls die Theorie. Würden Riester-Beiträge jedes Jahr zum begünstigten Höchstbetrag eingezahlt, die Verzinsung beliefe sich auf vier Prozent pro Jahr, und die Versicherung genehmigte sich nicht mehr als zehn Prozent Verwaltungskosten, könnte der Neu-Eckrentner des Jahres 2029 zusätzlich zur gesetzlichen Rente 265 Euro Riester-Rente kassieren und käme auf ein Versorgungsniveau von 51 Prozent.

Entwicklung des Versorgungsniveaus aus gesetzlicher Renten und Riester-Rente

 Jahr

Brutto-standardrente

Sicherungsniveau vor Steuern

Riester-Rente

Gesamt-versorgung

Versorgungs-niveau gesamt

 2015

1.314 Euro

47,5 %

70 Euro

1.384 Euro

50,0 %

 2020

1.517 Euro

47,6 %

125 Euro

1.641 Euro

51,5 %

 2025

1.680 Euro

46,0 %

194 Euro

1.875 Euro

51,3 %

 2012

1.824 Euro

44,6 %

265 Euro

2.089 Euro

51,1 %

Quelle: Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung 2015

Diese Annahmen hinsichtlich der Wirkung der Riester-Rente sind jedoch genauso hypothetisch wie die Brutto-Standardrente des Eckrentners. Denn erstens besitzen nur gut 16 Millionen – das sind weniger als die Hälfte – aller Förderberechtigten eine Riester-Rente. Ein Fünftel davon bespart die Verträge nicht aktiv und von den Sparern zahlen nur wenige die begünstigten Höchstbeträge ein. Zweitens ist die Unterstellung einer durchschnittlichen Verzinsung von vier Prozent pro Jahr in Niedrigzinszeiten unrealistisch und drittens werden die die Riester-Sparer erst am Ende ihres Vertrages sehen, wie viel an Kosten beim Versicherer hängengeblieben ist. Von den 265 Euro Riester-Rente dürften die meisten Riester-Sparer nur träumen, Nicht-Riester-Sparer nicht einmal das.

Private Vorsorge ist relativ unbedeutend
In Deutschland spielt die gesetzliche Rente unter allen Alterseinkünften weiter die überragende Rolle, in Ostdeutschland mehr noch als in Westdeutschland. Die private Vorsorge kommt bisher auch in Westdeutschland nicht über einen Zehnprozentanteil hinaus.

Einkommenskomponenten der Rentner (Anteile in Prozent)

 

Westdeutschland

Ostdeutschland

 Gesetzliche Rentenversicherung

58

91

 Andere Alterssicherungsleistungen

24

2

 Private Vorsorge

10

3

Transferleistungen

1

0

 Restliche Einkommen

7

3

 Quelle: Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung 2015

Rentenbeiträge steigen
Was allerdings zuverlässig steigt, sind die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung. Nicht gleich, aber bald. Bis zum Jahr 2020 sollen sie beim Beitragssatz von 18,7 Prozent verharren, danach geht es jedes Jahr aufwärts bis auf 21,5 Prozent im Jahr 2029. Was danach kommt, weiß niemand, denn die Rentenreformer des Jahres 2002 haben den Blick nur bis dahin gewagt. Längst ist eine Prognose und Diskussion darüber fällig, wie sich die Renten ab 2030 entwickeln werden, damit Reformen in die Wege geleitet werden können.

Rente ist individuell und relativ
Unabhängig davon gibt der Rentenbericht der Bundesregierung ohnehin nur die allgemeine Richtung vor. Erst unlängst hatte das Forschungsinstitut Prognos (www.prognos.com) im Auftrag Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) die Rentenperspektiven bis 2040 nach Landkreisen anhand von Brutto-Rentenentwicklungen und Kaufkraft untersucht. (siehe bocquel-news vom 16. November 2015: Die Renten bleiben hinter Lohnentwicklung zurück). Danach wird eine Verkäuferin mit zwei Kindern im Jahr 2040 in Weimar 960 Euro Rente bekommen, in Erlangen hingegen 1.173 Euro. Die Rente einer Verkäuferin in München in Höhe von 1.093 Euro wird nur eine Kaufkraft von 838 Euro haben, die ihrer Kollegin in Tirschenreuth in der Oberpfalz in Höhe von dann 1.165 Euro ist jedoch in Kaufkraft umgerechnet 1.313 Euro wert.  (hp / www.bocquel-news.de)

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