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Namen und Nachrichten

Die Krankenversicherer feilen am Branchenimage

27. Juni 2016 - Die private Krankenversicherung (PKV) in Deutschland ist für die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystem unverzichtbar, leistet einen bedeutenden Wirtschaftsbeitrag und steht auch für noch größere Aufgaben bereit, so der Tenor der diesjährigen Jahrestagung des PKV-Verbandes.

Vorbei die Zeiten, da das Image der privaten Krankenversicherung (PKV) auf Kellerniveau lag, in der Politik die Sinnfrage gestellt wurde und sich der Branchenverband vor allem in regelmäßigen Verbalattacken gegen die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) erging. Auf der diesjährigen Jahrestagung des PKV-Verbandes (www.pkv.de) präsentierte sich die Branche nicht nur selbstbewusst - daran hatte es noch nie gemangelt, sondern mit dem Verweis auf Leistungen, Stabilität und Service als unverzichtbarer sowie stabilisierender Bestandteil des deutschen Gesundheitswesens. Dies bekräftigten am Podium während der Veranstaltung in Berlin (im Bild oben v.r.n.l.) Dr. Volker Leienbach (geschäftsführendes Vorstandsmitglied), Uwe Laue (Vorsitzender des Vorstandes des PKV) sowie PKV-Pressesprecher Stefan Reker (Foto: H. Pfeifer).

Verweis auf Beitragsstabilität
Der PKV-Verbandsvorsitzende Uwe Laue konterte die bei Medien und Verbraucherschützern auch in diesem Jahr reflexhaft aufgekommene Kritik an Beitragserhöhungen. Nicht berichtet worden sei die Tatsache, dass "viele Millionen Privatversicherte 2016 gar keine Beitragsanpassungen hatten, und Hunderttausende sogar Beitragssenkungen erhielten". Und es sei meistens auch nicht erwähnt worden, dass die Tarife, in denen es 2016 zu Erhöhungen kam, zum großen Teil jahrelang beitragsstabil gewesen sind.

Mit Bezug auf eine Untersuchung der IGES Institut GmbH (www.iges.com) (IGES = Infrastruktur und Gesundheit), Berlin, verwies Uwe Laue (Foto: H. Pfeifer) darauf, dass die Beitragsentwicklung in der PKV in den vergangenen acht Jahren mit durchschnittlich 2,4 Prozent pro Jahr geringer gewesen ist als in der GKV mit 3,8 Prozent.

Dem PKV-Verband schwant natürlich, dass dies kein Dauerzustand sein wird. Allein die sinkende Nettoverzinsung, die der Verband branchenweit mit immer noch knapp 4 Prozent angibt, sorgt dafür, dass sinkende Erträge durch höhere Eigenbeiträge der Versicherten ausgeglichen werden müssen.

Neues Beitragsanpassungsmodell
Mit dem Blick auf kommende Beitragserhöhungen kritisiert die PKV, dass die im Versicherungsaufsichtsgesetz vorgeschriebenen Schwellenwerte, die „auslösenden Faktoren“, zu unflexibel sind. Sie führen bei geringfügig steigenden Kosten zunächst zu mehrjähriger Beitragsstabilität, zu „Nullrunden“, um dann, nach Überschreiten der Auslösungsschwelle, zu Beitragssprüngen zu führen. Diese würden mitunter als willkürlich empfunden. Der PKV-Verband hat deshalb ein Verfahren vorgeschlagen, das stetigere und moderatere Beitragserhöhungen erlauben würde. Der Verband sieht sich dabei vom Verbraucherzentrale Bundesverband (www.vzbv.de) unterstützt. Er kritisierte zugleich, dass der Gesetzgeber die Vorschläge zur Änderung der auslösenden Faktoren bisher noch nicht aufgegriffen habe.

Tarifwechsel-Leitlinien als Erfolg
Auf der Habenseite der PKV verbucht Laue auch die zum 1. Januar 2017 in Kraft getretenen „Leitlinien für einen transparenten und kundenfreundlichen Tarifwechsel“. Inzwischen seien Unternehmen mit mehr als 80 Prozent der Versicherten diesen Leitlinien beigetreten. Weitere hätten ihren Beitritt angekündigt. Für eine Bilanz sei es noch zu früh, aber das Echo, selbst von Verbraucherschützern, sei positiv.

Sinkende Beschwerdezahlen
Beim Ombudsmann der PKV (www.pkv-ombudsmann.de) sind die Beschwerdezahlen im vierten Jahr in Folge gesunken, teilte Laue mit. 2015 gingen insgesamt 5.770 Beschwerden ein, gegenüber 2014 ein Rückgang um fast 2 Prozent. Die Beschwerde-Quote sei, bezogen auf die Gesamtzahl der rund 43 Millionen Versicherungsverträge, auf 0,013 Prozent gesunken.

Die PKV als Wirtschaftfaktor
Maßgeblich gestützt hat das neue Image eine Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts WifOR (www.wifor.de), Darmstadt und Berlin. Dessen Geschäftsführer Dr. Dennis Ostwald (Foto: WifOR) stellte auf der PKV-Jahrestagung die Ergebnisse des ersten Teils einer Untersuchung über den „ökonomischen Fußabdruck“ der PKV vor, der sich mit der Branche als Wirtschaftsakteur befasst. Danach beträgt die Bruttowertschöpfung der PKV-Geschäftstätigkeit in Deutschland 8,6 Milliarden Euro. Jeder Euro Bruttowertschöpfung löst in der Gesamtwirtschaft 2,10 Euro zusätzlich Wertschöpfung aus und generiert 4,6 zusätzliche Arbeitsplätze. Die jährliche Wertschöpfung je Beschäftigten in der PKV beträgt 135.065 Euro. Diese Zahlen sind, verglichen mit anderen Branchen (siehe Tabelle) beachtlich.

 PKV als Wirtschaftsakteur im Vergleich

PKV

Automobil-industrie

Medizin-technik

Pharma-industrie

Zusätzliche Wertschöpfung in der  Gesamtwirtschaft je Euro Bruttowertschöpfung der Branche

2,10 Euro

2,20 Euro

1,10 Euro

0,80 Euro

Zusätzliche Arbeitsplätze in der Gesamtwirtschaft je Arbeitsplatz der Branche

4,6

4,5

1,2

2,5

Jährliche Wertschöpfung je Beschäftigten

135.065 Euro

121.149 Euro

k.A.

k.A.

Quelle: WifOR/PKV-Verband

Dabei wurden die PKV-Unternehmen  zunächst nur als Wirtschaftakteure, beispielsweise als Einkäufer von Waren und Dienstleistungen, betrachtet. Im Herbst 2016 soll die PKV als Finanzier von Gesundheitsleistungen quantifiziert werden, im Sommer 2017 die PKV als Kapitalanleger.

Plädoyer für Ausweitung der Kapitaldeckung
„Die Private Krankenversicherung steht bereit, in der Zukunft eine noch stärkere Rolle für das Gesundheitssystem zu übernehmen“, sagte Laue. Denn das medizinisch Notwendige bleibe nur dann für alle bezahlbar, wenn möglichst viele Menschen und Leistungen rechtzeitig kapitalgedeckt abgesichert werden. Die gegenwärtig niedrigen Zinsen änderten nichts daran, dass mit Blick auf die demografische Entwicklung eine Ausweitung der Kapitaldeckung immer besser und generationengerechter sei als eine Ausweitung der Umlagefinanzierung. (hp / www.bocquel-news.de)

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