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Die Generation Mitte lebt (fast) wie im Paradies

3. September 2015 - Die Deutschen im Alter von 30 bis 59 Jahren, die „Generation Mitte“, beurteilt mit übergroßer Mehrheit die Lebensqualität hierzulande als „gut“ oder sogar „sehr gut“. Die Zufriedenheit führt jedoch dazu, dass sie die eigene Altersvorsorge schleifen lässt.

Zum dritten Mal hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) vom Institut für Demoskopie Allensbach (www.ifd-allensbach.de) die Anforderungen der „Generation Mitte“ an eine gute Lebensqualität und ihre Wahrnehmung der eigenen Lebensbedingungen untersuchen lassen. Dazu wurden 1.020 Personen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren repräsentativ befragt. Bei der „Generation Mitte“ handelt es sich um jenen Anteil der Bevölkerung, der das Gros der Leistungen in unserer Gesellschaft erbringt – im Beruf, als Steuer- und Sozialversicherungs-Beitragszahler, bei der Ausbildung der Kinder sowie bei der Pflege der älteren Generation. Die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage wurden gestern in Berlin von GDV-Präsident Dr. Alexander Erdland (Foto links) und Prof. Dr. Renate Köcher (Foto: rechts), Geschäftsführerin des IfD Allenbach der Öffentlichkeit, vorgestellt.

In der repräsentativen Allensbach-Umfrage bezeichneten beispielsweise 64 Prozent die Wiedervereinigung Deutschlands als Erfolgsgeschichte, in Ostdeutschland lag dieser Wert mit 69 Prozent noch höher. Als Gewinner der Einheit sahen sich 59 Prozent der befragten Ostdeutschen, nur 12 Prozent fühlten sich als Verlierer.

Höchste Zufriedenheitswerte aller Zeiten
Als wichtigstes Ergebnis der Umfrage kristallisierte sich heraus, dass die „Generation Mitte“ die Lebensqualität in Deutschland äußerst positiv bewertet. Danach bezeichnen sie 91 Prozent der Befragten als gut oder sehr gut. „Noch nie wurden so hohe Zufriedenheitswerte gemessen wie jetzt“, sagte die Allensbach-Chefin Dr. Renate Köcher (Foto). Sie zeigte sich überzeugt, dass so hohe Zufriedenheitswerte derzeit in kaum einem anderen Land der Welt zu verzeichnen seien. Vor zehn Jahren seien die Deutschen weitaus pessimistischer gewesen. Zwei Drittel aller Deutschen beurteilen das wirtschaftliche Umfeld mit „sehr gut“ oder „eher gut“.

Allerdings gibt es laut Studie bei der Wahrnehmung der Lebensqualität innerhalb der „Generation Mitte“ große Unterschiede. Für 40 Prozent der 30- bis 59-Jährigen mit einem niedrigen sozialen Status hat sich die Lebensqualität in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert und für nur 19 Prozent aus dieser Gruppe verbessert. Bei denen mit hohem sozialem Status erkannten 45 Prozent eine Verbesserung und nur 7 Prozent eine Verschlechterung.

Deutschlands Stärken
In einer Reihe von Aspekten sehen die Angehörigen der „Generation Mitte“ ihre eigenen Anforderungen die nationale Lebensqualität in Deutschland übererfüllt. So halten beispielsweise 67 Prozent der Befragten politische Stabilität für unabdingbar, für Deutschland erachten dies 73 Prozent als gegeben. Sehr hohe und die Erwartungen übertreffende Wertungen gab es auch für die soziale Absicherung, die wirtschaftliche Lage, den Umweltschutz, die technische Entwicklung, die Religionsfreiheit, das Warenangebot, die Infrastruktur sowie die Integration von Zuwanderern.

Bei der nationalen Wohlstandsmessung zeigt sich, dass die Deutschen diese nicht auf das Bruttosozialprodukt eingeengt wissen wollen. 84 Prozent erachten auch andere wichtige Wohlstandsindikatoren, wie beispielsweise den Lebensstandard im Alter (71 Prozent), das Bildungssystem (71 Prozent), eine niedrige Arbeitslosigkeit (70 Prozent), die Qualität der Gesundheitsversorgung (68 Prozent) oder geringe Unterschiede zwischen Arm und Reich (67 Prozent) für wichtig, ebenso wie Rechtssicherheit (64 Prozent) und die soziale Absicherung (62 Prozent).

Deutschlands Schwächen
Ganz ungetrübt ist die Bilanz indes nicht, denn die „Generation Mitte“ sieht auch Defizite, bei denen Deutschland hinter ihren Anforderungen an die Lebensqualität zurückbleibt. An vorderster Stelle steht das Bildungssystem, dessen gute Qualität 76 Prozent der Befragten für eine hohe Lebensqualität für unverzichtbar halten. Doch nur 56 Prozent der Befragten sehen dies in Deutschland gegeben. Hinter den Erwartungen zurück bleiben auch die Rechtssicherheit, die Sicherheit vor Kriminalität, die Chancengleichheit nach Geschlecht und sozialer Herkunft, der soziale Frieden zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Besonders krass ist die Diskrepanz zwischen Anspruch und erlebter Wirklichkeit bei den Unterschieden zwischen Arm und Reich. 48 Prozent plädieren dafür, dass diese nicht zu groß sein dürfen, nur 15 Prozent der Befragten sehen dies als gegeben an. Auch die gegenseitige Hilfe und Unterstützung der Menschen wird eher zurückhaltend bewertet.

Die Zufriedenheit macht „vorsorgefaul“
GDV-Präsident Dr. Alexander Erdland (Foto) hob die Studienergebnisse hervor, die sich auf die Vorsorgebereitschaft der „Generation Mitte“ beziehen. Danach sorgen sich 48 Prozent der 30- bis 59-Jährigen um ihre Altersvorsorge, 44 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen. Für die finanzielle Zukunft planen jedoch zurzeit nur 24 Prozent, das sind drei Prozentpunkt weniger als im vergangenen Jahr. Keine Vorsorgepläne hegen jedoch 22 Prozent der Befragten, zwei Prozentpunkte mehr als 2014.

Keine „Generation Erbschaft“
Erdland beurteilte diesen Trend sehr kritisch und wies darauf hin, dass die „Generation Mitte“ sich auch auf Erbschaften nicht verlassen kann. Fast sechs von zehn Deutschen rechnen nicht mit einer Erbschaft, und von denjenigen, die ein Erbe erwarten, rechnen 38 Prozent damit, dass dies nicht von Bedeutung für ihre Altersvorsorge sein wird. „Es erben meistens ohnehin nur diejenigen, die jetzt schon viel haben“, so Erdland und fügte hinzu:  „Erbschaften werden die Sorgen der Mehrheit der ‚Generation Mitte’ um ihren Lebensstandard im Alter nicht beseitigen.“

Das Vertrauen auf die Leistungen des Staates wächst
Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher hat eine Erklärung für die nachlassende Vorsorgebereitschaft. Die wachsenden eigenen finanziellen Spielräume durch die Lohn- und Gehaltsentwicklung sowie der gute Zustand der Staatsfinanzen würde ein Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens nähren. Glaubten 2014 noch 57 Prozent der Befragten an die Sicherheit der staatlichen Absicherung, sind es in diesem Jahr schon 67 Prozent. (hp – Fotos H. Pfeifer / www.bocquel-news.de)

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