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Konzepte und Kriterien

Deutsche vernachlässigen Einkommensabsicherung

30. Juni 2016 - Bei der Einkommensabsicherung liegt Deutschland im internationalen Vergleich auf dem letzten Platz. Hierzulande besitzen nur 17 Prozent der Bürger eine Versicherung gegen finanzielle Einbußen bei Erwerbs- oder Berufsunfähigkeit, ergab eine Untersuchung der Zurich Gruppe Deutschland.

Spitzenreiter in der Umfrage der Smith School der Universität Oxford (www.smithschool.ox.ac.uk) im Auftrag der Zurich Insurance Group AG (www.zurich.com), zu der mehr als 11.000 Personen in elf Ländern auf vier Kontinenten befragt wurden, sind die Bürger von Hongkong und Malaysia. Dort verfügen jeweils mehr als 60 Prozent über entsprechenden Versicherungsschutz.

„Mögliche Ursachen für die schlechte Vorsorge in Deutschland sind das Vertrauen in die staatliche Absicherung, große Informationslücken über Versicherungsangebote sowie die falsche Annahme, dass eine entsprechende Vorsorge teuer sei“, sagt Jawed Barna (Foto: Zurich), Vorstand für das Ressort Lebensversicherung der Zurich Gruppe Deutschland.

Die Deutschen sind beim Thema Einkommensabsicherung zudem am schlechtesten informiert, so das Ergebnis der Umfrage.  Jeder zweite Deutsche (52 Prozent) gibt an, wenig darüber zu wissen, wie man das Einkommen gegen Erwerbsunfähigkeit oder schwere Krankheit absichern kann. 55 Prozent der Befragten in Deutschland verfügen danach über sehr geringe bis gar keine Kenntnisse über Risikolebensversicherungen.

Dagegen stelle für Viele jedoch Informiertheit ein wichtiges Kriterium für die eigene Vorsorge dar. Jeder zweite Nicht-Versicherte (52 Prozent) könne sich immerhin den Abschluss einer entsprechenden Police vorstellen. Bei der Risikolebensversicherung würden die Deutschen im Vergleich deutlich besser abschneiden: Hier verfügten 39 Prozent über eine abgeschlossene Versicherung. International lägen sie damit hinter Hongkong und Malaysia auf Platz drei.

Falsches Vertrauen in staatliche Absicherung
Dass in Deutschland nur wenige Menschen gegen Ausfälle durch Erwerbs- bzw. Berufsunfähigkeit vorsorgen, liegt möglicherweise auch an dem im Vergleich zu anderen Ländern umfassenderen Sozialversicherungssystem, schlussfolgert Zurich. Der Versicherer warnt: Seit 2001 gibt es für alle Arbeitnehmer, die nach dem 1. Januar 1961 geboren sind, nur noch die Erwerbsminderungsrente. Die volle Erwerbsminderungsrente wird nur gezahlt, wenn Betroffene nicht mehr einer dreistündigen Tätigkeit pro Tag nachgehen können – unabhängig vom gelernten Beruf. „Viele denken aber nicht daran, dass das Solidarsystem aufgrund des demografischen Wandels, der steigenden Kosten im Gesundheitswesen oder des verhaltenen Wirtschaftswachstums vor erheblichen finanziellen Herausforderungen steht. Das staatliche Absicherungssystem reicht längst nicht mehr aus, um den gewohnten Lebensstandard auch nur annähernd zu halten. Wir gehen davon aus, dass die staatliche Absicherung daher weiter eher ab- als zunehmen wird. Die private Vorsorge wird, insbesondere im Niedrigzinsumfeld, immer wichtiger“, betont Barna.

Fatale Lücken bei der Absicherung der Arbeitskraft
Die vom Staat gezahlte Rente genügt in vielen Fällen von Erwerbs- bzw. Berufsunfähigkeit nicht, um die tatsächlichen Kosten zu decken. Derzeit stehen Rentenbeziehern im Durchschnitt 702 Euro im Monat zur Verfügung, rechnet Zurich mit Bezug auf die Deutsche Rentenversicherung (www.drv-bund.de) vor. „Das stellt Bürger vor erhebliche finanzielle Herausforderungen, da sie neben den fixen monatlichen Ausgaben wie Miete oft noch krankheitsbedingte Zusatzausgaben für Therapien oder häusliche Umbaumaßnahmen haben“, so Barna. Zudem unterschätzten viele ihr Risiko für eine Erwerbs- bzw. Berufsunfähigkeit: Über die Hälfte der Befragten glaubt, ein Risiko unter 20 Prozent zu haben. Laut aktuellen Angaben der Deutschen Rentenversicherung liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei Frauen bei circa 35 Prozent, bei Männern bei circa 39 Prozent in der Altersspanne 20 bis 50 Jahre. „Das ist faktisch mehr als jeder Dritte“, sagt Barna.

Wie wichtig eine private Absicherung ist, werde vor allem beim Blick auf den Hauptgrund für eine Vorsorge deutlich: Über die Hälfte (56 Prozent) gibt an, dass eigene finanzielle Mittel nicht ausreichen würden, um den Lebensunterhalt zu decken. Rund drei von fünf Befragten (58 Prozent) in Deutschland sagten aus, dass ihre Ersparnisse nicht einmal für die Abdeckung von sechs Monaten genügen würden. „Gleichzeitig stellen wir aber auch fest, dass viele Bürger ihr Auto besser absichern als ihre eigene Arbeitskraft“, so Barna.

Aufklärungsarbeit notwendig
Aufgrund des schlechten Informationsstandes in Deutschland ist offenbar weitere Aufklärungsarbeit notwendig, um die Verbraucher über das Thema Einkommensabsicherung zu informieren, schlussfolgert die Zurich-Versicherung.  Viele der Befragten seien sich über die verschiedenen Länder hinweg einig gewesen, dass sie sich für das Abschließen einer Police weitere Informationen wünschen.

Viele schienen darüber hinaus eine unbegründet hohe Vorstellung von der Prämienhöhe zu haben. So seien der Studie nach 60 Prozent der Deutschen bereit, zwischen 1 und 5 Prozent ihres Einkommens dafür auszugeben, und einer von fünf Befragten mehr als 10 Prozent. Tatsächlich sei eine solche Absicherung in der Regel für deutlich weniger als fünf Prozent des Einkommens erhältlich.

Der Report „Lücken bei der Einkommensabsicherung – die Verringerung des Haushalteinkommens als Folge von Erwerbs- und Berufsunfähigkeit oder des frühzeitigen Ablebens eines Hauptverdieners“ ist in englischer Sprache unter https://www.zurich.com/en/knowledge/articles/2016/06/income-protection-gaps-challenge-and-opportunity verfügbar. (hp / www.bocquel-news.de)

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