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D&O - vernachlässigte und unbekannte Versicherung?

21. Januar 2016 - Die Managerhaftpflicht im Fokus - diskutierten Spezialisten aus dem Bereich D&O und Financial Lines bei der Haftpflicht Jahrestagung 2016 des Euroforums. Eine Frage brannte besonders auf den Nägeln: „Können verantwortliche Manager ihre Haftungsrisiken und die Gefahr konkret einschätzen?

Die D&O-Police – häufig noch unbekannt und auf jeden Fall eine vernachlässigte Versicherung. Inzwischen rückt sie nicht zuletzt auch seit der VW-Dieselabgas-Affäre in Managerkreisen wieder verstärkt in den Fokus. Es geht um die D&O-Versicherung (Directors-and-Officers-Versicherung), die auch einen wesentlichen Schwerpunkt bei der Haftpflicht Jahrestagung 2016 (Foto: E. Bocquel) des Euroforums (www.euroforum.com) in den vergangenen zwei Tagen in Hamburg bildete. Herbert Fromme, Versicherungskorrespondent der Süddeutsche Zeitung, führte wie in den Vorjahren eloquent durch die Tagung, die für die Spezialisten aus dem Bereich D&O und Financial Lines fast so etwas wie eine Pflichtveranstaltung ist.

Von keiner offiziellen Seite werden genauere Kennzahlen genannt
Seit rund dreißig Jahren ist die Manager-Haftpflichtversicherung nach anglo/amerikanischem Vorbild in Deutschland auf dem Markt. Doch es dauerte lang, bis die D&O-Police in den Chef-Etagen die Akzeptanz fand, die sie eigentlich verdient. Inzwischen hat ihre Durchdringung deutlich zugenommen, nicht zuletzt wurde ihre Notwendigkeit deutlicher erkannt nach den millionenschweren Skandalen um die Wirtschaftsmagnaten Schrempp, Hartz oder Zumwinkel. Und dennoch scheint die D&O-Police für Viele weiterhin geheimnisumwittert, - wahrscheinlich auch weil von keiner offiziellen Seite genauere Kennzahlen zu Prämienhöhe oder –volumen sowie Gewinnen und/oder Verlusten dieser Versicherungsart verlautbaren.

Weit mehr als 3,5 Milliarden Euro soll das Prämien- und Schaden-Volumen der D&O Versicherung in Deutschland betragen. Exakte Zahlen gehören zu den bestgehüteten Geheimnissen der Branche. Inzwischen gab einige Erhebungen, deren Ergebnisse unter anderem beispielsweise in der nebenstehenden Grafik (zum Vergrößern bitte anklicken) der Hendricks & Co. D&O Insurance Brokers GmbH / Howden Germany GmbH (www.howdengroup.de) ihren Niederschlag fand. Danach gehen Fachleute davon aus, dass die D&O-Versicherung ein Riesenpotenzial mit vielen Unbekannten darstellt.

Umso gespannter warteten die Teilnehmer der Haftpflicht Jahrestagung 2016 auf den inzwischen fast schon traditionell gewordenen Auftritt von Diederik Sutorius, Geschäftsführer der Kölner Zeichnungsgemeinschaft VOV (www.vovgmbh.de), der wie in den Vorjahren Ergebnisse der Studie „Managerhaftung und D&O-Versicherung“ – diesmal für das Jahr 2015 – vorstellte.

Sensibilität gegenüber dem Thema steigt
„Die VW-Dieselabgas-Affäre zeigt in aller Deutlichkeit, dass Haftungsrisiken für verantwortliche Manager keine abstrakte Gefahr sind. Die Sensibilität gegenüber dem Thema steigt bei deutschen Geschäftsführern, doch die konkreten Risiken werden weiterhin unterschätzt“, sagte der VOV-Geschäftsführer und verwies damit auf Ergebnisse der Studie „Managerhaftung und D&O-Versicherung 2015“, für die 200 Geschäftsführer und Vorstände im Auftrag des D&O-Spezialisten VOV befragt wurden.

VW-Abgasaffäre hat in der Wahrnehmung messbar ihre Spuren hinterlassen
Schlagzeilenträchtige Entwicklungen wie die VW-Abgasaffäre haben laut Sotorius in der Wahrnehmung der Geschäftsführer in Deutschland messbar ihre Spuren hinterlassen. So zähle sich inzwischen ein Drittel der Geschäftsführer, die im Rahmen der aktuellen D&O-Studie befragt wurden, zu der Gruppe der Manager mit einem hohen Haftungsrisiko. 2013 hatte sich nur jeder vierte Befragte in diese Risikokategorie eingestuft.

Demnach identifizieren die Geschäftsführer als Treiber der Entwicklung unter anderem den Druck der Öffentlichkeit. Die Sorge sei, dass aus diesem Grund die Justiz stärker als bisher öffentlichkeitswirksam aktiv wird und Aufsichtsräte und Anteilseigner in immer höherem Maße zur Inanspruchnahme von Entscheidern gedrängt würden. Sechs von zehn Befragten gehen laut Studie davon aus, dass der öffentliche Druck direkte Konsequenzen hat und für Manager zu steigenden Haftungsrisiken führt. 85 Prozent der Befragten fürchten des Weiteren, dass längerfristig das Ansehen von Managern in der Öffentlichkeit sinkt.

„Doch dies bedeutet nicht, dass alle Geschäftsführer aus der höheren Risikobelastung auch Konsequenzen ableiten“, sagt VOV Geschäftsführer Diederik Sotorius (Foto: E. Bocquel). Nur sechs von zehn Befragten bescheinigen der eigenen Zunft ein geändertes Bewusstsein für eigene Haftungsrisiken. Zwei von drei Entscheidern schätzen aktuell das Haftungsrisiko für ihre eigene Tätigkeit nur als mittelhoch oder gering ein. Und wenn Manager die Wahl haben, bei einer Entscheidung Geschäfts-Chancen zu nutzen oder Compliance-Vorgaben genau zu erfüllen, entscheiden sich zwei von drei nach eigenen Angaben für das Geschäft und nicht für Regeltreue. Viele Befragte meinen, dass das Risiko eines Haftungsfalls eine abstrakte Gefahr sei“, so Diederik Sutorius. „Dafür ist meist ein Mangel an Information verantwortlich. Den meisten Geschäftsführern ist beispielsweise nicht bewusst, dass sie bei Ansprüchen im Innenverhältnis die Beweislast tragen.“

Der naive Blick der Befragten in die Zukunft
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist der naive Blick der Befragten in die Zukunft: Während 47 Prozent der Geschäftsführer angeben, dass die Haftungsrisiken im letzten Jahr gestiegen sind, erwartet nur jeder Dritte, dass sie in Zukunft weiter ansteigen.

„Es ist schon bemerkenswert, dass das gefühlte Haftungsrisiko in Deutschland aktuell weiter ansteigt, aber der Blick in die Zukunft durch Optimismus geprägt ist. Schließlich werden die Auswirkungen des derzeitig sehr unruhigen geopolitischen Umfelds erst in nächster Zeit konkret spürbar werden“, betont der VOV-Geschäftsführer. „Das Empfinden wird sich erheblich ändern, wenn das wirtschaftliche Umfeld sich negativ entwickelt und die Zahl der Insolvenzen ansteigt.“

Ansprüche des Insolvenzverwalters sind laut der Umfrage zur „Managerhaftung und D&O-Versicherung 2015“ (siehe nebenstehende Grafik der VOV-Studie – zum Vergrößern bitte anklicken) für mehr als die Hälfte aller D&O- Haftungsfälle verantwortlich. Sie sind seit vielen Jahren die weitaus größten Auslöser für Haftungsansprüche an Manager. An zweiter Stelle stehen dienstvertragliche Auseinandersetzungen, gefolgt von Ansprüchen, die aus Übernahmen und Fusionen resultieren. - Die aktuellen Ergebnisse der jährlichen Studie „Managerhaftung und D&O Versicherung“ stießen im Rahmen der Euroforum-Fachtagung Haftpflicht 2016 in Hamburg auf überaus großes Interesse der mehr als 250 Experten aus dem Bereich D&O und Financial Lines.

200 Geschäftsführer und Vorstände standen Rede und Antwort
Die Studie „Managerhaftung“ gibt einen umfassenden Überblick hierzulande zum Kenntnis- und Umsetzungsstand bei Führungskräften aus Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen zum Thema D&O-Versicherungen. 200 Geschäftsführer und Vorstände aus nicht-inhabergeführten Unternehmen mit einer Bilanzsumme von mindestens 50 Millionen Euro wurden im Zuge dieser Studie befragt. (-el / www.bocquel-news.de)

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