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Konzepte und Kriterien

Brexit: Transport- und Kunstversicherer entspannt

15. April 2019 - Die „Grenzen des Kunstmarktes“ wurden beim 8. Kölner Kunstversicherungsgespräch am Freitag nicht komplett aufgezeigt; dafür gab es aber Schätzzahlen zu dem ständig wachsenden Kreis der Kunst-Sammler und Käufer. Längst kennt der globale Kunstmarkt keine Grenzen mehr. Da wird der sachgerechte Transport immer wichtiger.

Der Kölner Kunstversicherungsmakler Stephan Zilkens (www.zilkensfineart.com) hatte wie in den Jahren zuvor im Rahmen der Art Cologne 2019 (www.artcologne.de) zum Kunstversicherungsgespräch auf dem Messegelände in Köln-Deutz geladen. Der kulturpolitische Reporter des WDR Peter Grabowski moderierte das Gespräch mit hochkarätigen Experten aus der Welt der schönen Künste. Den weitesten Weg dabei hatte offensichtlich Dirk Boll, der von Christie’s London angereist war.

Der Veranstalter war davon ausgegangen, dass es nach dem vermeintlich beschlossenen Brexit auch im Kunstmarkt erheblicher Gesprächsstoff bestehe. Der immer noch nicht endgültig fest gezurrte Brexit-Termin ließ die Experten im Ungewissen. Lediglich Eric Wolzenburg von der Allianz Deutschland, machte deutlich, dass er den bevorstehenden Brexit entspannt entgegen sehe.

Etwas könne jedoch deutlich festgestellt werden: Der weltweite Kunstmarkt hangelt sich von Rekord zu Rekord. So gebe es inzwischen weltweit 365 Kunstausstellungen/-Messen von internationaler Bedeutung und Tausend Kleinere verstreut von regionalem Interesse. Dabei wurden den Angaben zufolge 40 Millionen Transaktionen (Verkäufe) pro Jahr realisiert. Der globale Umsatz in Sachen Kunst soll im vergangenen Jahr bei 67,4 Milliarden US-Dollar (entspricht 59,57 Milliarden Euro) betragen haben. Bei den Marktanteilen liegt die USA mit 44 Prozent ganz vorn – gefolgt von Großbritannien mit 21 Prozent und China mit 19 Prozent. Deutschland und das restliche Europa spielen in diesem Markt nur noch eine geringe Rolle.

Jetzt sein eine Trendwende festzustellen: In früheren Jahren waren es vor allem Bildungsbürger, Museen, Kirchen und traditionell wohlhabende Familien, das sogenannte „alte Geld“ in Kunstwerke investierten. Anders heutzutage: In jüngerer Zeit legen vor allem Firmen, Kapitalanleger und Fonds ihr Kapital in Kunst an; - nicht zu vergessen die zu Wohlstand gekommene Einzelpersonen, die in der Fachwelt als High Net Worth Individuals genannt werden. Hier zeige sich deutlich, dass dieser Personenkreis oftmals ein anderes Interesse an Kunst hat. Hier gehe es vornehmlich um die Rendite, die mit einem speziellen Kunstwerk erzielt werden könnte. Die Aussage eines Teilnehmers am Kölner Kunstversicherungsgespräch bestätigte das vehement: „Es gibt vermehrt Kunstinvestoren, die sich sehr gut mit der Materie auskennen, aber nur am Wertzuwachs interessiert sind, und die sind dann im Umgang im Schadensfall auch weniger spaßig.“

Zustimmung auch von den Experten am Podium: Demnach gibt es Sammler und Investoren, die in solchen Fälle von den Kunstversicherern „sehr zurückhaltend bei der Risikoübernahme“ behandelt werden. Allerdings handele es sich „nur um einen sehr kleinen Anteil am Markt“.

Der weltweit erheblich wachsende Kunstmarkt bedeutet eine immer größere Herausforderung für die auf Kunst und Kunsttransporte spezialisierten Versicherer. Das schließt nach modernen Gesichtspunkten längst auch die Schadenprävention mit ein. Verkäufer und Sammler werden geschult, um die kostbare Kunstfracht auch sachgerecht und unbeschädigt von A nach B kommt, wenn eine Ausstellung oder gar ein Verkauf ansteht. Dabei steht die Herausforderung den Ortswechsel der „Kunstware“ lediglich regional zu vollziehen, in keiner Weise denen bei internationalem Transfer nach.

Für besondere Schwierigkeiten sorgt hierbei auch der Terminkalender. Der Kunsttransport muss immer schneller erfolgen. Das stellt vor allem die Kunstversicherer vor besondere Aufgaben. Künstler, Sammler und Käufer wünschen sich nämlich trotz Zeitdrucks einen behutsamen Umgang mit dem Kunststück – das möglichst wie ein rohes Ei behandelt werden sollte – egal ob die Zeit drängt oder Tausende Kilometer oft auf einen anderen Kontinent zurückgelegt werden müssen.

So berichtete Katrin Stoll vom Münchener Kunstauktionshaus Neumeister vom Besuch, den der Vorstandsvorsitzende eines chinesischen Großunternehmens quasi als Zwischenstopp bei Neumeister in München einlegte. Der asiatische Kunstmanager kaufte innerhalb kürzester Zeit - sage und schreibe - 30 Bilder in der Galerie in München. Dabei soll es sich um Stücke gehandelt haben, für die hierzulande und europaweit wenig Nachfrage bestand. Laut Katrin Stoll kaufte der Top-Manager die Bilder für ein neu gebautes Werk in China, um den seinen 50.000 Mitarbeitern dort zu zeigen, dass er europäisch denke.

Apropos Brexit wurde dann doch Einiges gesagt. Während Eric Wolzenburg die bestehenden Unsicherheiten durch die wieder verschobene Brexit-Entscheidung kaum thematisieren wollte, befürchtete Thomas Schneider von der Kunstspedition Hasenkamp, dass die Fahrer seiner Spedition vermutlich bald stundenlang am Zoll an der Grenze Richtung Großbritannien feststecken würden. Und das Auktionshaus Christie’s in London hat bereits in einer kontinentaleuropäischen Papiermühle Papiervorräte für fünf Wochen bestellt, wusste Dirk Boll. Man sorge vor, um im Fall eines harten Brexits weiterhin Kataloge drucken zu können.

Eric Wolzenburg entgegnete hier, dass es einen Gesetzentwurf der britischen Regierung gebe, der im Fall eines harten Brexit Firmen aus dem europäischen Wirtschaftsraum erlaube, ihre bestehenden Verträge über einen gewissen Zeitraum noch erfüllen zu dürfen. Demnach betrage die Übergangszeit für die Versicherer 15 Jahre, die die Anbieter nutzen könnten, um ihre Verträge entsprechend zu organisieren. Das betreffe allerding kein Neugeschäft. Laut Wolzenburg besteht nun aber für alle Bestandskunden, die Risikostandorte in Großbritannien haben, eine Vertragssicherheit von 15 Jahren.

Übrigens veranstaltet der Kunstversicherungsmakler Stephan Zilkens auch im kommenden Jahr wieder ein Kunstversicherungsgespräch – parallel zur Art Cologne 2020. (db / www.bocquel-news.de)

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