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Konzepte und Kriterien

BDVM: Branchen-Image durch die BSV beschädigt

11. November 2020 - Die Situation für Kunden und Versicherer ist während der Corona-Pandemie schwieriger geworden. Während des virtuellen Pressegesprächs des BDVM Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler am Dienstag ging es darum aber vor allem auch um die oft komplizierte Situationen, mit der Makler in diesen Zeiten konfrontiert sind.

Nicht allein die für manchen kleineren Kunden ungewohnte Technik sondern besonders die Betriebsschließungs-Versicherung (BSV) brachte für viele (kleinere) Gewerbetreibende während des Lockdowns das Fass zum Überlaufen – und kratzt erheblich am Image der Versicherer. Hans-Georg Jenssen, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BDVM, macht das Image der Branche insgesamt und folglich auch das Ansehen des Berufsstandes der Versicherungskaufleute zu schaffen. Darüber und über andere Aspekte zu Veränderungen in der Versicherungswirtschaft sprach der Vorstand des BDVM Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler (www.bdvm.de) mit Journalisten.

Das mache sich selbst in der Berufsauswahl junger Leute sehr deutlich. Immer weniger Schulabgänger entschieden sich für eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann; der Anteil der Versicherungskauffrauen in spe sei sogar noch niedriger. „Gutes Personal zu gewinnen und zu halten, ist heutzutage eine der größten Herausforderungen“, betonte der geschäftsführende BDVM-Vorstand. Und die automatisierten Geschäftsprozesse ändern auch nichts an der Situation.

Das müsse den Versicherern zu denken geben, die mit der Einführung automatisierter und digitalisierter Prozesse glaubten, auf Neueinstellungen in bestimmten Geschäftssegmenten verzichten zu können. Aber auch in solchen Unternehmen altert die Belegschaft. Immer mehr Mitarbeiter verabschieden sich in den Ruhestand, ohne dass für neue Mitarbeiter*innen gesorgt wurde.

In diesem Zusammenhang erinnerte Hans-Georg Jenssen an eine Werbekampagne des GDV, die im vergangenen Jahr Anreize für eine Karriere in der Versicherungswirtschaft schaffen sollte. Insgesamt sei die Art und Weise, wie Versicherer und Vermittler in der Regel in den Medien dargestellt werden, „sicherlich keine Einladung“ für den Start in eine solche berufliche Laufbahn.

Was aber derzeit durch die irritierend Haltung der Versicherer in Sachen Betriebsschließungs-Versicherung (BSV) betreffe, habe sich die Branche auf keinen Fall einen Gefallen getan. BDVM-Präsident Thomas Haukje sprach darüber ganz im Sinne des gesamten BDVM-Vorstands: „Die Reputation der gesamten Versicherungsbranche leidet darunter. Einige Versicherer haben sich zudem auch noch leider für den juristischen Weg durch die Instanzen entschieden.“ Wenn man bedenke, dass die Mobiliar in der Schweiz eine höhere dreistellige Millionensumme für Betriebsschließungsschäden verkraften müsse, wirft das BSV-Bedingungswerk hierzulande einige Fragen auf.

Die Corona-Pandemie drückt aber auch noch an anderer Stelle und gewaltig auf die Einkommen. Den Verbrauchern und Kunden fehlt das Geld durch geringere Einkünfte und dann oft an erster Stelle Geld für Versicherungsschutz. Und genau während dieser Krisenzeiten starten die Versicherer eine Sanierungswelle im Industrie- und großgewerblichen Segment. Dieses Ausmaß habe es weltweit in den letzten Jahrzehnten nicht gegeben. Mit dem Ergebnis, dass die Prämien massiv erhöht werden.

Wenn man den Stand kleinerer Makler betrachte, werde es hier immer schwerer, überhaupt bis zu einem Ansprechpartner bei den Versicherern durchzudringen. Meist enden sie in der Warteschleife der Telefonhotline des Versicherers. Haukje sagte, dass manche Makler und Kunden froh sein könnten, lediglich eine Verteuerung hinzunehmen. Es fehle dabei aber immer öfter an Gesprächsmöglichkeiten. „In der Branche sieht man sich nicht nur zweimal. Kunden und Makler vergessen nicht“, fügte der BDVM-Präsident hinzu.

Auch Julie Schellack, BDVM-Vizepräsidentin mischte sich ein: „Wir geraten zunehmend an das Problem, dass wir bei den Versicherern für das kleinere Geschäft keine Ansprechpartner mehr haben.“ Vieles werde digital abgewickelt, die digitalen Prozesse liefen aber alles andere als schlank und einfach.

Eigentlich bestehe gar kein Grund zur Panik, denn bisher sei kein Versicherer von der Insolvenz bedroht. Es sei bekannt, dass vor allem im Privatkundenbereich gute Schaden-Quoten an der Tagesordnung seien. Und in Zeiten des Homeoffices bleiben die Einbruch-/Diebstahlzahlen relativ gering.

Hans-Georg Jenssen machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass es den BDVM-Mitgliedern dennoch gut gehe. Insbesondere die Courtageeinnahmen in der Sachversicherung waren 2019 gestiegen. Dagegen gingen die Zahlen der Lebensversicherer deutlich nach unten. Die privaten Krankenversicherer berichten von eher gleich bleibenden Geschäft im vergangenen Jahr. Alles in allem sei vielen Kunden während der Corona-Pandemie verstärkt bewusst geworden, was sie an ihrem Makler haben, der ihnen in Sachen Versicherung und Vorsorge Orientierung in schwierigen Zeiten gibt.

Der BDVM ruhe sich jedoch nicht drauf auf. Vielmehr arbeite der Makler-Verband mit Hochdruck daran, einen neuen Digitalisierungsschub voranzutreiben. So hat sich der BDVM mit anderen Verbänden, wie BVK, VGA, Votum besprochen, um einen einheitlichen „Code of Conduct digitale Kommunikation“ zu erarbeiten. Darüber hinaus gebe es mit der Pandemieabsicherung eine weitere Baustelle: „Die alte BSV ist nicht mehr zur Absicherung geeignet“, machte Jenssen deutlich.

Generell dürfe die Absicherung einer Pandemie, die die gesamte Wirtschaft betrifft und erfasst, in Zukunft nicht mehr nur Sache von privaten Versicherungsunternehmen sein. Aber es sei auch problematisch, den Staat in diese Verantwortung einzubinden.

Der BDVM strebe nun ein ‚Private-Public-Partnership‘ an - ohne eine verpflichtende Pandemieabsicherung. Hans-Georg Jenssen berichtete, dass der BDVM seine Pläne bereits in einem gemeinsamen Positionspapier mit dem GVNW erarbeitet habe. Nun bestehe dringender Handlungsbedarf, machte Jenssen deutlich, um „die wirtschaftlichen Zukunfts-Chancen in Deutschland, aber auch in Europa zu sichern. (-el / www.bocquel-news.de)

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