logo
logo

Produkte und Profile

Ausländische Versicherer: „Wir sind keine Lemminge“

4. Februar 2016 - Der Ausstieg aus den klassischen Lebensversicherungsmodellen soll den Weg frei für Neues machen. Doch noch hat die Branche nicht den Ideal-Weg gefunden. Die Frage liegt auf der Hand, ob ausländischen Anbieter die „Retter der Altersvorsorge“ sein können.

Die Zukunft sieht düster aus, wenn man den Worten von Christian Mylius folgt. Der Managing Partner der Innovalue Management Advisors GmbH (www.innovalue.de) eröffnete die Gesprächsrunde mit Versicherungs- und Vertriebsmanagern sowie Journalisten, bei der es gestern in Frankfurt um das das Produkt Lebensversicherung, neue Profile und das Thema „Ausländische Anbieter: Retter der Altersvorsorge“ ging. Mit am Tisch saßen Marcus Nagel, Vorstand für das Lebengeschäft der Zurich Gruppe Deutschland (www.zurich.de), Rainer Overbeck (, Leiter des Produktmanagements des liechtensteinischen Lebensversicherers PrismaLife (www.prismalife.com) und Andrea Helmerich, Mitglied der Geschäftsleitung der Standard Life (www.standardlife.de) Zweigniederlassung Deutschland der britischen Standard Life Assurance.

Ausländische Anbieter unter sich? In einer Experten-Gesprächsrunde ging es um die „Retter der Altersvorsorge (v.l.n.r.) Marcus Nagel, Rainer Overbeck, Andrea Helmerich und Christian Mylius. (Foto: E. Bocquel)

Mit der Abkehr von der klassischen Lebensversicherung gewinnen Nischenanbieter – zu denen zweifelsohne einige ausländische Anbieter auf dem deutschen Markt zählen, an Bedeutung. Können sie einen Mehrwert bieten? Zum Auftakt ging Christian Mylius auf die Lage der Versicherungswirtschaft insgesamt ein und nannte die Auswirkungen von Zinsniederungen, LVRG, Vermittlerichtlinien und Solvency II:

Er sagte, dass die Anpassung der Abschlussprovisionen in vollem Gange ist. Der Wettbewerbsdruck bei Biometrie-Produkten steigt. Die Versicherungswirtschaft erwartet eine weitere Konsolidierung des Marktes. Kleinere Unternehmen halten schwerer durch. So sieht er auch für die Lebensversicherungsindustrie deutscher Anbieter schwarz. Weitere Konsolidierung unter Versicherern und Vermittlern. Finanzstarke Anbieter werden Marktanteile gewinnen, während finanzschwache Anbieter aufgeben werden. Insbesondere der Vertrieb steht unter großem Druck und sucht nach Alternativen.

LV-Unternehmen bleibt keine andere Wahl
Verständlich sei, dass viele Gesellschaften bereits aus dem Geschäft mit der „klassischen LV“ ausgestiegen seien. Bei weiter und vermutlich noch lange anhaltendem Zinstief bliebe den Unternehmen keine andere Wahl, weil die Garantien der LV-Klassiker nicht mehr bezahlbar seien. Die Flucht in neue Lösungen mit neuen Garantien nehme deutlich zu.

Schon länger gehe die Entwicklung in Richtung Hybrid- und Fondsprodukte. Daneben gewinnen bAV-Lösungen (betriebliche Altersvorsorge) und biometrische Produkte noch stärker an Bedeutung. Die Lebensversicherer würden alle in dieselbe Richtung folgen – geradezu wie die Lemminge. „Die Branche muss aufpassen, dass die BU nicht zu einer 'zweiten Kfz' mit teilweise ruinösem Preiskampf und sinkenden Margen wird“, sagt Mylius.

„Hier am Tisch sitzen keine Lemminge“, hieß es scherzhaft. Die ausländischen Anbieter würden es ja gerade anders handhaben als die Mehrheit der deutschen Anbieter.

PrismaLife und Standard Life als Anbieter „waschechter“ ausländischer Altersvorsorgelösungen präsentierten ihre Produktkonzepte, die sich mehr oder weniger stark von deutschen Vorsorgekonzepten unterscheiden:

PrismaLife bietet Fondspolicen und Vorsorgeprodukte auf Fondsbasis. Die erst fünfzehn Jahre alte Versicherungsgesellschaft nimmt für sich in Anspruch, der Pionier für Netto-Policen hierzulande zu sein. Schon über 40 Prozent des Neugeschäfts werden auf Basis der Honorarberatung als Netto-Tarife vermittelt.

Investmenthaus im Versicherungsmantel
„Standard Life ist stolz darauf, als Investmenthaus im Versicherungsmantel in Deutschland Vorsorgeprodukte anbieten zu können, die noch Rendite bringen“, sagte Versicherungsstrategin Helmerich von der Standard Life. Schließlich könne man rund 200 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Vermögensbildung vorweisen – Zeiten mit wirtschaftliche Krisen und Umbrüchen, die man erfolgreich bestanden habe. Eine Versicherung sorge für Sicherheit, ein Investmenthaus für Rendite-Chancen. Daraus habe Standard Life ein Investmenthaus im Versicherungsmantel gemacht.

Zurich als Global Player mit Know-how-Vorsprung
Nicht als ausländischer Versicherer verstanden wissen will Marcus Nagel die Zurich, die auf eine 130-jährige Erfolgsgeschichte in Deutschland verweisen könne. Die Deutschland Gruppe gehört zu der in der Schweiz ansässigen Zurich Insurance Company (www.zurich-com), die als Global Player zu den großen Versicherern weltweit gehört. „Die Zurich hat als Global Player einen Know-how-Vorsprung hinsichtlich Produkt- und Marktentwicklungen.“ Das bedeute Wettbewerbsvorteile. Die Zurich hatte sich vergangenes Jahr von der „klassischen Lebensversicherung“ verabschiedet und sieht heutzutage ihre Stärken in den Marktbereichen Sparen & Rente sowie Biometrie.

Stellt sich die Frage: „Was haben die ausländischen Altersvorsorgeprodukte, was die deutschen nicht haben?“ Als Antwort hörten sich die Journalisten die Präsentationen der jeweiligen Produktphilosophien von Standard Life und PrismaLife an.

Der Zurich Leben-Chef, Marcus Nagel berichtete, wie sein Unternehmen von Produkten profitiere, die etwa in Australien (Schwere-Krankheiten-Versicherung) oder in Irland schon lange markterprobt sind. Nagel wollte den Pessimismus von Christian Mylius nicht teilen, der eine drastisch schrumpfende Versicherungslandschaft und den Showdown der Zahlen an aktiven Maklern und Vermittlern prophezeite.

Marcus Nagel ist überzeugt, dass Verdienstmargen „pro Stück“ zwar sinken, dass aber die Einkommenssituation im Vertrieb bei weitem nicht so inflationär ausfallen werde, wie Viele es vermuten würden.

Junge Generation ist sehr viel traditioneller eingestellt
Sicherlich würde sich auch das Kundenverhalten ändern. Doch Studien hätten gezeigt, dass die jetzt junge Generation sehr viel traditioneller eingestellt sei als die heute 50-Jährigen. Die jungen Leute würden ihren Vorsorgebedarf ernstnehmen und sich nicht nur im Internet orientieren, sondern auch gerne Beratung und Berater suchen. (-el / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.