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Arag Digital Risks Survey: Cybermobbing explodiert

2. Juni 2016 - Cybermobbing – Cyberalarm: Virtuelle Aggression und Cybergewalt sind zu einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen geworden. Die Arag Rechtsschutz-Versicherung präsentiert den ersten internationalen Digital Risks Survey mit harten Fakten aus sieben Ländern. Ruf nach Prävention.

Eine Zeitbombe tickt im Internet: Cybermobbing ist in Deutschland wie auch international weiter auf dem Vormarsch. Die Erosion von Persönlichkeitsrechten im Netz beschleunigt sich stark. Weder in Deutschland noch international wird dieser Entwicklung eine ausreichende Beachtung durch Prävention und Bekämpfung geschenkt. Der internationale Arag Digital Risks Survey, den die Wissenschaftlerin Dr. Caterina Katzer, Leiterin des Institutes für Cyberpsychologie und Medienethik in Köln für die Arag SE (www.arag.de) für sieben Länder erforschte, bringt fatale Zahlen an den Tag. In Sachen Cybermobbing werden die Opfer immer jünger; da liegt Deutschland ganz im internationalen Trend. Und: Auch die Arbeitswelt massiv betroffen. In den Schulen wächst der Druck.

Vor einem großformatigen Poster zur Studie präsentierten Arag Konzern-Chef Dr. Paul-Otto Faßbender (im Foto oben rechts) gemeinsam mit der Cybe-rWissenschaftlerin Dr. Caterina Katzer und Klaus Heiermann, Generalbvollmächtigter sowie Presseprecher der Arag SE den Digital Risks Survey.

In dieser ersten länderübergreifenden Trendstudie haben sich die international führenden Wissenschaftler aus Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Spanien und den USA mit den Auswirkungen des Cybermobbings beziehungsweise Cyberbullyings befasst und eine Einschätzung dieses Phänomens und seiner zukünftigen Entwicklungen gegeben.

„Das Ergebnis ist erschreckend und muss uns alle aufrütteln“, sagte die sehr engagierte Dr. Catarina Katzer bei der Präsentation der Studie in der Bundeshauptstadt Berlin. Katzer gilt als Deutschlands führende Expertin beim Thema Cybermobbing. Als Autorin der Studie. „Cybermobbing droht zur Zeitbombe des Internets zu werden“ erklärt sie, dass nicht nur Kinder und Jugendliche diesem Phänomen hilflos ausgesetzt sind, sondern zunehmend auch immer mehr Erwachsene Opfer von Cybermobbing werden.

Weshalb sich der Rechtsschutzversicherer Arag mit dem Thema Cybermobbing befasst, erklärte Arag Konzern-Chef Dr. Paul-Otto Faßbender gleich zum Auftakt der Präsentation der Studie, an die sich ein Podiumsdiskussion und ein sehr lebhaftes Gespräch mit weiteren Gästen aus gemeinnützigen Verbänden und sozialen Zusammenschlüssen, die dringend konkrete Präventionsmaßnahmen fordern.  

Paul-Otto Faßbender (Foto) - hier ein neckischer Schnappschuss vor dem Plakat zur Studie während der Präsentation - findet, dass es in der Natur der Sache liegt, dass sich ein Versicherungsunternehmen wie seines mit den Fragen von Risiken im Netz und denen des Cybermobbings im Besonderen beschäftigt. „Wir haben beispielsweise einen Schwerpunkt im Rechtsschutzgeschäft, das heißt wir helfen dabei, Rechte zu schützen.“ Andererseits sei dir  Digitalisierung für ein Versicherungsunternehmen ein wichtiges Zukunftsthema, das sehr viele Facetten hat. Eine davon ist laut Faßbender auch die Beschäftigung mit neuen Risiken. „Der Schutz von Persönlichkeitsrechten ist ein Thema, das uns schon seit mehr als 80 Jahren beschäftigt, mit unserem Geschäftsmodell, aber auch gesellschaftlich.“

Die Wahrung von Persönlichkeitsrechten und individueller Freiheit sei ein hohes, ja vielleicht sogar das höchste Gut, das zivilisierte demokratische Gesellschaften ihren Bürgern gewährleisten, betonte der Topmanager aus der Assekuranz. „Durch Cyber-mobbing und Cybergewalt werden Handlungsmuster vermittelt, erlernt und angewendet, die auf eine systematische Verletzung von Persönlichkeitsrechten abzielen“, bringt Dr. Dr. h.c. Paul-Otto Faßbender, Vorstandsvorsitzender der ARAG SE, eine der zentralen Schlussfolgerungen aus dem Arag Digital Risks Survey auf den Punkt.

Dramatisch sind erste Zahlen, die auf internationaler Ebene zusammengetragen wurden. So war bereits jeder vierte Schüler unter18 Jahren Opfer von Cybermobbing. 60 Prozent aller Pädagogen kennen entsprechende Fälle unter ihren Schülern. Und trotzdem: die Präventionsarbeit an den Schulen sei mehr als lückenhaft, sagte Catarina Katzer. Fehlende digitale Empathie mache die Cyber-Täter stark, so antworteten auch 88 Prozent der befragten Wissenschaftler. Die Handlungsmuster des Mobbings werden demnach virtuell eingeübt, mit großer Tendenz, diese später dann auch „offline“ im realen Leben einzusetzen.

„Smartphones werden digitale Waffen“, malte die Wissenschaftlerin das düstere Szenario weiter. Demnach sind Smartphones in allen im Rahmen der Studie befragten Ländern das am meisten genutzte Cybermobbing-Tool. Die Verbreitungsdichte des internetfähigen Handys führen zu einem deutlichen Anstieg von Cybermobbing-Attacken.

Cybermobbing wird damit immer mobiler, wie 93 Prozent der befragten Wissenschaftler bestätigen. Die ständige Verfügbarkeit senkt die Eintrittsschwelle erheblich, Fotos und heruntergeladene Videos erhöhen die Schadenswirkung und den psychischen Druck. Die Forscher sprechen deshalb von Smartphones auch als „Smart Weapons“.

Cybermobbing-Opfer werden immer jünger
Erschreckend, dass laut Studie Kinder und Jugendliche am stärksten betroffen sind. Vor allem bei jüngeren Kindern wirkt Cybermobbing besonders aggressiv: große Öffentlichkeit, Endlosigkeit der Angriffe und keine Rückzugsmöglichkeiten führen zu erheblichen Verletzungen. 84 Prozent der befragten Forscher sehen dies als eine virtuelle Zeitbombe mit unkalkulierbaren

Auswirkungen. Mehr als 30 Prozent der Schulen verzeichnen einmal pro Woche einen Fall von Cybermobbing. Die Belastungen der Opfer reichen von psychosomatischen Beschwerden bis hin zu Suizidversuchen und tatsächlicher Selbsttötung.

Prävention in Schulen und Familien unzureichend
Die Aufklärungsarbeit in deutschen Schulen ist unzureichend. Nur 16 Prozent der Schulen informieren ausführlich über die Gefahren des Cybermobbing. Institutionelle Maßnahmen zur Aufklärung und Prävention von Cybermobbing sowie Hilfssysteme fehlen flächendeckend an deutschen Schulen. „Haupt- und Gesamtschulen zeigen die geringste Präventionsaktivität, obwohl diese gerade hier besonders nötig wäre“, ergänzte Catarina Katzer.

Außerdem sei der Präventionsstatus an Schulen insgesamt in allen untersuchten Ländern mangelhaft bis ungenügend. Lediglich in Großbritannien gibt es den Angaben zufolge flächendeckend Aktionspläne an Schulen gegen Cybermobbing. Dagegen hatte Norwegen bereits vor zehn Jahren eine Verpflichtung für Schulen zur Präventionsarbeit eingeführt, die Niederlande folgen diesem Weg seit einem Jahr.

Wie der internationale Arag Digital Risks Survey auch besagt, fordern deshalb nahezu alle Forscher (94 Prozent) den ganzheitlichen Ansatz eines „Präventions- Managements“ mit flächendeckenden Strukturen und Systemen. „Die Schulen geraten massiv unter Druck und stehen mehr oder weniger hilflos diesem Phänomen gegenüber“ unterstreicht auch Catarina Katzer die Dringlichkeit sowie die Notwendigkeit eines Umdenkens von Politik, Justiz und Kultusbehörden.

Podiumsdiskussion in Berlin mit hochkarätigen Teilnehmern: (v.l.n.r.) Die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, RTL-Modertorin Ilka Eßmüller, Prof. Dirk Heckmann (Inhaber des ersten Lehrstuhls für Internetrechts in Deutschland  an der Uni Passau), Cyberspychologin Catarina Katzer und Juli von Weiler, Geschäftsführerin von Innocence in Danger e.V..  

Ein Anti-Cybermobbing-Gesetz müsse her, forderten die Veranstaltungsteilnehmer mit der Adresse an Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Die ehemalige Bundesjustizministerin und Rechtswissenschaftlerin saß mit in der Runde der Podiumsdiskussion. Sie selbst sieht wenig Wirkung durch solch ein Gesetz: „Was könnte dieses Gesetz verändern?“ Vielmehr sollten dem neben dem Strafrecht auch andere Elemente – wie etwa Gewaltschutz – überlegt werden.

Business-Cybermobbing mit erschreckendem Zuwachs
Eine zweite Baustelle sehen nicht nur die Wissenschaftler im Business-Cybermobbing. Während einerseits die Cybermobbing-Opfer immer jünger werden, breite sich auf der anderen Seite das Cybermobbing unter Erwachsenen immer weiter aus, heißt es. Mit entsprechenden Auswirkungen: aufgrund von 5 bis 6 Tagen beruflicher Fehlzeit wegen Krankheit durch Angst, schätzen die Experten den Schaden durch Businessmobbing und Krankheitsfolgekosten auf rund 3 Milliarden Euro pro Jahr, mit wachsender Tendenz und das alleine in Deutschland. Über 90 Prozent der befragten Wissenschaftler sehen Business-Cybermobbing international auf dem Vormarsch.

Obligatorischer SOS-Button nimmt Social Media Provider in die Pflicht
Die befragten Forscher haben sich nachdrücklich für einen umfassenden Präventionskatalog ausgesprochen. Ganz oben auf der Liste der Forscher steht aber der Opferschutz. Wer sich hilflos Cybermobbing-Attacken ausgesetzt fühlt, soll nach Vorstellungen der Forscher über einen SOS-Button, den alle Social-Media-Plattform-Betreiber verpflichtend bereitstellen und mitfinanzieren müssen, persönliche Hilfe in Anspruch nehmen können. So sollten auch die Anbieter von Social-Media-Plattformen ihrer Verantwortung gerecht werden. Sie müssten sich stärker am Schutz von Mobbingopfern beteiligen.

Verpflichtung die Präventionsmaßnahmen mit zu finanzieren
Es müsste ebenfalls über diesen Button Mobbingfälle an die Providern gemeldet werden können. Die Provider verdienen großes Geld mit dem World Wide Web. Sie sollten sich auch moralisch verpflichtet fühlen, sich an Präventionsmaßnahmen zu beteiligen. In der Fachwelt schlägt man vor, auf den Websites einen Alarmbutton zu installieren, der bei Gefahr im Verzug und bei aktiven Cybermobbingfällen sofort eine Löschung von Fotos, Postings und Fakes ermöglicht. Angeblich sei bei einigen Social Media – so auch bei Facebook ein solcher Button zu aktivieren. Allerdings sei es äußerst kompliziert, das Tool zu finden und wirksam zu aktivieren.

„Virtuelle Aggression und Cybergewalt sind zu einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen geworden, allen voran Cybermobbing. Beleidigt, gehänselt, bedroht, verleumdet. Bösartige Posts, Fake-Profile und intime, peinliche Fotos und Videoclips, die in den vielfältigen sozialen Netzwerken verbreitet werden und wie an einem schwarzen Brett für hunderttausende User einsehbar sind. Oft wissen die Opfer nicht, wer dahinter steckt“, sagte Catarina Katzer (Foto).

Wie kann heute zumindest in Teilbereichen geholfen werden?
Das fragt sich die Chronistin als erstes, ob nicht nur die langwierige Planung über Jahre hinweg mögliche Prävention oder Hilfe für Mobbingopfer realisierbar macht. Was ist mit den Fällen, die jetzt den Einen oder Anderen an den seelischen Abgrund stürzen. Gibt es beispielsweise eine Versicherung, die speziell und schnell die Kosten für mögliche gerichtliche Ahndung gegen einen Cybergewalttäter auffängt. Für die Industrie- und Gewebebetriebe gibt es hierzulande inzwischen vereinzelt sogenannte Cyberversicherungen. Aber wie hilft man den überforderten Eltern, wenn die Kinder krank durch Cybermobbing durch die Gegend schleichen.

Strafrechtsschutz-Tarif, der bei Cybermobbing finanzielles Risiko aushebelt
Und da schließt sich wenigsten ein bisschen der Kreis. Klaus Heiermann, Generalbevollmächtigter der Arag SE und Pressesprecher des Familienunternehmens Arag berichtete in Berlin, dass man sehr genau darüber „brüte“, wie ein machbarer und vor allem bezahlbarer Versicherungstarif zu entwickeln sei.

Über die Podiumsdiskussion zur Präsentation des internationale Arag Digital Risks Surveys und die Aufgabe der Versicherungswirtschaft berichten wir in weiteren Ausgaben der bocquel-news.

Ein Arag-Tarif, der eigentlich für kleine gewerbliche Unternehmen als Strafrechtsschutz aufgelegt worden ist, könnte auch von Privatpersonen abgeschlossen werden. Dieses Rechtsschutzprodukt könnte in krassen Fällen von Cybermobbing das finanzielle Risiko für den Gang vor den Kadi aushebeln – und das für 75 Euro Prämie im Jahr; erschwingliche Kosten für Eltern und Erziehungsberechtige von Cyberopfern. (eb-db / Fotos E. Bocquel / www.bocquel-news.de)

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