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Konzepte und Kriterien

An alternativer Investition kommt niemand vorbei

19. Oktober 2015 - Alternative Investments sind „in“. Dass es sich dabei nicht nur um eine kurzfristige Modeerscheinung handelt, wurde bei der 14. SimCorp Fachtagung für Versicherungen deutlich. Experten aus den Lagern der Versicherer, der Kapitalanleger und der IT sorgten für einen regen Meinungsschlagabtausch.

Die aktuelle Branchensituation in Sachen „Alternative Investments“ stand im Fokus, als vergangene Woche 110 Fach- und Führungskräfte der deutschen Versicherungsindustrie zur 14. SimCorp Fachtagung für Versicherungenhier ein Blick in den Saal - in Köln zusammenkamen. Die Themen-Bandbreite zum Tagungsmotto „Neue Wege in der Kapitalanlage in Zeiten von Solvency II & Anlagenotstand“ war breit angelegt und reichte von speziellen Aspekten zu Solvency II und neuer Anlage-Verordnung (AnlV) über Infrastruktur-Auswirkungen sowie –Vorhaben bis hin zur Diversifikations-Aspekte beim Sicherungsvermögen.

Am Thema „Alternative Investments“ kommt kein Haus mehr vorbei. Das zeigt auch das Ergebnis einer SimCorp-Umfrage, die während der Fachtagung lanciert wurde. Das ging aus den Antworten der anwesenden Spezialisten von Versicherungs-Unternehmen sowie Kapitalanlage-Gesellschaften und IT-Experten hervor. Demnach haben bereits 82 Prozent der Umfrageteilnehmer und ihrer Unternehmen damit begonnen, vermehrt in Alternative Investments zu investieren. Darüber hinaus planen fast alle anderen, in naher Zukunft gleiche Schritte in Sachen Alternative Investments vorzunehmen. Immerhin 18 Prozent der befragten Häuser sehen sich hierfür bereits nach zusätzlichem Software- oder System-Support für Alternative Investments um. Konkret wollen 23 Prozent von ihnen dies in den nächsten Jahren in Angriff nehmen.

Die beliebtesten Investment-Vehikel zur Investition in Infrastruktur sind – wenn man die Umfrage-Ergebnisse analysiert - bei weiten Investmentfonds, gefolgt von Direkt-Investments, Anleihen und Krediten.

Die Umfrage machte außerdem deutlich, dass als Folge der Niedrigzinsen mittlerweile 50 Prozent der anwesenden Unternehmen „neue“ Lebensversicherungs-Produkte mit alternativen Garantiekonzepten auf den Markt gebracht haben. 21 Prozent gaben an, dies in den nächsten Jahren anzupacken.

Ein sehr gespaltenes Bild zeigte sich bei der abschließenden Frage, wie die Versicherungswirtschaft einer möglichen Abschaffung des Garantiezinses gegenüberstehe. Während 43 Prozent der Befragten dies für überfällig erachten, stehen 50 Prozent dem skeptisch gegenüber; und 7 Prozent äußerten sich ablehnend zur Annullierung des Garantiezinses. Dass hier die Gräben durchaus innerhalb der Unternehmen selbst verlaufen, brachte die Aussage einer Tagungs-Teilnehmerin treffend zum Ausdruck: Sie sieht die Abschaffung als den „einzig richtigen“ Weg an – der Vertrieb dürfe nicht mehr das Risiko-Management überstimmen.

Dr. Ralf Schmücker (Foto), als Gastgeber und Sprecher der Geschäftsführung der SimCorp Central Europe (www.simcorp.com), ließ SimCorp-Daten und -Fakten für 2014 und das laufende Geschäftsjahr 2015 Revue passieren. Das international tätige Unternehmen SimCorp, das weltweit zu den führenden Anbietern für Investment- und Portfolio-Management-Software zählt, hat vergangenes Jahr acht und dieses Jahr bereits fünf neue Kunden gewonnen. Den Umsatz 2014 bezifferte Schmücker mit 241,1 Millionen Euro. Das Umsatzwachstum stieg 2014 um 7,6 Prozent gegenüber dem Geschäftsjahr 2013. Das EBIT (earnings before interest and taxes = Gewinn vor Zinsen und Steuern) für 2014 wurde mit 23,8 Prozent angegeben. „Wir investieren konsequent in SimCorp Dimension“, sagte Dr. Schmücker, als das „Hauptprodukt“ von SimCorp zur Sprache kam. „Allein 2014 haben wir 27,6 Prozent unserer Kosten, das heißt über 50 Millionen Euro, in die Weiterentwicklung von SimCorp Dimension investiert.“

Von den weltweit tätigen 1.250 Mitarbeitern arbeiten mehr als 180 für SimCorp Central Europe an den Standorten Bad Homburg (Taunus), Wien und Zürich. Sie sind für die Märkte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und dem deutschsprachigen Teil in Luxemburg zuständig. Die Mitarbeiter der SimCorp Central Europe generierten 30 Prozent des Gesamtumsatzes der internationalen und in Dänemark ansässigen SimCorp-Gruppe.

Während der Fachtagung war unter anderem auch Frank Häusgen (Foto), Senior Sales & Account Manager, als Ansprechpartner zugegen. Häusgen als Vertriebs- und Verkaufs-Chef mischte sich auch beim Gedankenaustausch und der abschließenden Podiumsdiskussion ein. Er berichtete, dass die Kosten für R&D (Research und Development) im Jahr 2014 bei 21,1 Prozent vom Umsatz lagen. „Starke Investitionen in R&D sind auch weiterhin unsere Strategie“, ergänzte der SimCorp-Geschäftsführer Schmücker.

Welche Rolle Alternative Investments in SimCorp Dimension spielt, machte Schmücker anhand einer (hier abgebildeten) Grafik deutlich - zum Vergrößern bitte anklicken. Dabei verwies er auch auf die sogenannte Data-Warehouse-Lösung, die SimCorp anbietet. Die Vorteile hierbei sind laut Ralf Schmücker, dass es sich um eine kosteneffiziente Lösung mit schneller Implementierung handelt. Man sei da „ganz an den Business-Usern“. SimCorp biete hier volle Instrumentenabdeckung (Industriestandard). Es versteht sich Schmückers Ausführungen zufolge von selbst, dass SimCorp auch die Wartung übernehme sowie für Integration und Befüllung sorge. Elf Kunden haben sich demnach bereits für diese Lösung entschieden.

Das Risiko-Management mit SimCorp Dimension beinhaltet beispielsweise die Anwendung von Simulationen und Rechnen von Szenarien sowie die Nutzung einheitlicher Methoden bei der Risikoermittlung auf Einzeltitel- und aggregierter Ebene. Entscheidungen über künftige Asset- Allocation und Portfolio-Management erfolgen laut Schmücker auf einer einheitlichen Datenbasis.

Schließlich berichtete er über das aktuelle Entwicklungsprojekt von SimCorp, dem „Strategy Manager“. Dabei gehe es um

  • What if-Simuationen und Stress-Tests in Kombination,
  • Horizontanalysen für zukünftige Zeitpunkte, zum Beispiel zum Jahresende,
  • Strategische Simulationen der Asset- Allokation – heute und in der Zukunft,
  • Simulationen über alle Bestände,
  • Formel-Toolbox für komplexe benutzerkonfigurierbare Kenngrößen,
  • Unit-basierte Kalkulationen für alle Instrumente,
  • Konfigurierbare Plattform für regulatorische Anforderungen und
  • die Basis für Middle Office Analyse und Middle Office Reporting.

Die SimCorp Services bieten mit SimCorp Dimension nach Aussagen des Sprechers der SimCorp-Geschäftsführung „mehr Wert für unsere Kunden“ sowie reaktiven Support (Maintenance) und proaktiven Support. Dabei bieten sich Handlungsalternativen für den Betrieb von SimCorp Dimension, beispielsweise beim ASP (engl. Active Server Pages), mit exakt der IT-Infrastruktur die der Kunde individuell benötigt. Vorteilhaft sei, dass SimCorp Dimension-Expertise und Lieferung aus einer Hand kommen.

Mit alternativen Investments in Form von Infrastruktur Investitionen beschäftigte sich Arnd Münker von Uniqa Capital Markets in seinem Vortrag. Er konstatierte, dass diese Investition eine der wichtigsten Treiber für Wachstum und Beschäftigung einer Volkswirtschaft sei. Der European Fund for Strategic Investments („EFSI“) stellt die Mittel für den Ausbau der strategischen Infrastruktur in Europa zur Verfügung. Multilaterals wie die Europäischen Investitionsbank („EIB“) und die European Bank for Reconstruction und Development („EBRD“) sorgen für die langfristige Finanzierung von Projekten in den Bereichen Transport, Umwelt, erneuerbare Energie und Klimaschutz. Mögliche Investitionslücken sollten nun durch den privaten Sektor (inklusive institutionelle Investoren) gedeckt werden.

Warum die Assetklasse Infrastructure Debt für Versicherer interessant sei, werde deutlich, wenn man die Portfoliodiversifikation betrachte. Es gebe hier regulierte „Real Assets“ und langfristig prognostizierbare Cashflows mit vergleichsweise attraktiven Renditen und geringen Ausfallsraten. Unter dem Risiko-/Return-Aspekt stellen laut Münker Infrastrukturfinanzierungen eine attraktive Assetklasse dar.

Infrastructure Debt Investitionen können als neue Assetklasse aufgenommen und langfristig etabliert werden. Aufgrund der langfristig planbaren Cash Flows werde Infrastructure Debt zum Liability Matching eingesetzt. Als Investitions-Durchführungswege sind nach Münkers Aussagen Direktkredite sowie Projektanleihen vorgesehen. Die Strukturierung der Finanzierung erfolgt gleichberechtigt mit anderen Kreditgebern oder allein durch die Uniqa. Was in Planung sei, stellte Arnd Münker mit der (nebenstehenden) Grafik vor.

Alternativen Investments sind nach Münkers Meinung nicht so nachhaltig, wie sie ursprünglich sein sollten, weil sie durch Solvency II und die künftige Regulierung nicht unterstützt würden. Seiner Meinung nach fehlt hier der politische Wille; das zeige die hohe Kapitalunterlegung. Der Manager der Uniqa Capital Markets sieht in Zeiten „billigen Geldes“ die Gefahr, dass hier die Branche in zu viele solcher Projekte investiert.

Dr. Stefan Bund, Vorstandsmitglied der Scope Ratings AG, verwies in diesem Zusammenhang auf den Plan des EU-Kommissions-Chefs Jean-Claude Juncker und die Motivation der Politik für Alternative Investments. „Aber der Regulator setzt das nicht so um”, erwiderte Münker. Bei der Aufsicht bestehe viel Widerstand, wenn es um die Anrechnung von Eigenkapital gehe. Da würde man den Konsumentenschutz ins Gespräch bringen. Hier sah der Scope-Ratings-Chef Bund ein „gefährliches Dreieck“ aus niedrigen Zinsen, Garantiezinsen und Regulatorik. Bund warnte davor, dass hier Risiken leicht getarnt und maskiert werden könnten, um den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden.

Konsens herrschte bei der Podiumsdiskussion am Ende der SimCorp-Fachtagung darin, dass Alternative Investments derzeit zwar einen Hype erleben, aber dennoch keine kurzfristige Modeerscheinung seien. Die Investoren müssten sich immer stärker mit Alternativen Anlagestrategien beschäftigen. Andernfalls würden sie „immer mehr in die Blasen hineinlaufen“, wie Michael Busack, geschäftsführender Gesellschafter der Absolut Research GmbH es formulierte. (-el / www.bocquel-news.de)

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