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Konzepte und Kriterien

20 Milliarden Euro und mehr an Zinszusatzreserve

5. Februar 2015 - Die Rekordstärkung der Zinszusatzreserve zeigt laut Berechnungen der Assekurata Rating-Agentur Wirkung. Sie belastet laut Experten-Meinung jedoch auch die zu verteilenden Rohüberschüsse und damit den finanziellen Spielraum für höhere Überschussbeteiligungen.

Die seit dem Jahr 2011 zu bildende Zinszusatzreserve (ZZR) ist laut Berechnungen der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur (www.assekurata.de) mittlerweile auf über 20 Milliarden Euro angewachsen. In ihrer alljährlichen Studie zur Überschussbeteiligung deutscher Lebensversicherer hat die Assekurata erstmalig die Wirkung der ZZR auf die garantierte Verzinsung der Versichertenbestände untersucht. Die Berechnungsmethodik werde in den kommenden Jahren zwangsläufig weitere hohe Zuführungen nach sich ziehen, hieß es bei der Präsentation der Studie vor Journalisten. Es sei Vorsicht geboten, dass der Patient am Ende nicht an der Medizin versterbe.

Der ZZR-Bestand belaufe sich auf das Anderthalbfache des Eigenkapitals. „Insgesamt summiert sich der Bestand der in der Zinszusatzreserve gestellten Mittel zum 31. Dezember 2014 auf mehr als 20 Milliarden Euro, was annähernd 3 Prozent der bilanziellen Deckungsrückstellungen der Lebensversicherer entspricht“, sagte Lars Heermann (Quelle: L. Heermann), Assekurata-Bereichsleiter Analyse. Das gesamte bilanzielle Eigenkapital der Lebensversicherer hatte nach Angaben des GDV Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) per Ende 2013 bei branchenweit 13,1 Milliarden Euro gelegen. „Damit haben die deutschen Lebensversicherer in den vergangenen vier Bilanzjahren bereits mehr als das Anderthalbfache ihres Eigenkapitalbestands als zusätzliche Zinsvorsorge nachreserviert. Davon entfallen auf 2014 gut 8 Milliarden Euro“, so Lars Heermann.

„Dies entspricht einem neuen Höchstwert an jährlicher Zuführung und belegt anschaulich, in welchem Umfang die Zinszusatzreserve in ihrer grundlegenden Funktion die langfristige Erfüllbarkeit der Garantieversprechen untermauert und dadurch die bilanzielle Widerstandsfähigkeit der Anbieter effektiv stärkt“, ergänzte der Assekurata-Analyst. Sie belaste jedoch die zu verteilenden Rohüberschüsse und damit den finanziellen Spielraum für höhere Überschussbeteiligungen. Aufgrund der zinsbedingt äußerst hohen Nachreservierungs-Volumina stellt sie die Branche laut Heermann auch künftig vor große Herausforderungen.

ZZR wirkt stärker als natürliche Bestandsveränderung
Die Garantiezins-Anforderung in den Beständen der Lebensversicherer lag Ende 2014 noch bei rund 3,05 Prozent. Seit 2011 sorgten Abläufe, Storni und Neuverträge mit geringerem Rechnungszins laut Assekurata-Berechnung für einen natürlichen Rückgang der Anforderungen um etwa 18 Basispunkte.

Erstmalig hat Assekurata in der Überschussstudie 2015 die Wirkung der ZZR auf die Garantiezins-Anforderung  in den Beständen der einzelnen Versicherer untersucht. Danach liegt sie aktuell im arithmetischen Marktdurchschnitt bei 2,80 Prozent. „Daraus ergibt sich, dass die Zinszusatzreserve zu einer stärkeren Absenkung der Garantiezins-Anforderungen in den Beständen geführt hat als die natürliche Bestandsveränderung“, erläutert Lars Heermann. „Denn die Zinszusatzreserve sorgte seit ihrer Einführung 2011 bereits für eine Absenkung um 25 Basispunkte.“

Reservebedarf setzt sich in großen Schritten fort
Um einschätzen zu können, wie sich die Zinszusatzreserve künftig entwickelt, hat Assekurata auch in der Studie 2015 eine Referenzzinssimulation vorgenommen. Hierbei wurde der aktuell maßgebliche Zeitreihenwert des Bezugszinses auf Basis der gesetzlich verankerten Rechenmethodik als Konstante in die Zukunft fortgeschrieben.

Unter der Annahme gleichbleibender Zinskonditionen würde der Referenzzins 2015 bei 2,97 Prozent liegen und damit die 3,00-Prozent-Marke unterschreiten. Diese Modellannahme sei gleichwohl konservativ, denn angesichts der jüngsten Entscheidung der Europäischen Zentralbank zum Aufkauf europäischer Staatsanleihen ist den Angaben zufolge kurzfristig mit einem weiteren Absinken des Zinsniveaus und damit auch des Referenzzinssatzes zu rechnen. Damit wären neben den Rechnungszins-Generationen 4,00, 3,50 und 3,25 Prozent erstmals auch die Verträge mit einem Rechnungszins von 3,00 Prozent betroffen.

Beitragsrendite als effektiver Vergleichsmaßstab
Die deklarierten Überschusssätze sind laut Assekurata allerdings nur bedingt vergleichbar. Ursache dafür ist, dass sich die Zinssätze der einzelnen Gesellschaften auf unterschiedliche Bezugsgrundlagen beziehen. Ein unmittelbarer und damit besser geeigneter Vergleich sei anhand der Beitragsrendite möglich, heißt es. Die illustrierte Beitragsrendite unter Berücksichtigung aller deklarierten Überschussanteile des Mustervertrages sinkt demnach im arithmetischen Durchschnitt deutlich um 28 Basispunkte und beläuft sich im Jahr 2015 auf 2,87 Prozent. Die Spanne reicht hier marktweit von 3,99 bis 1,93 Prozent.

„Insoweit wird der Nachreservierungsbedarf für die 3,00 Prozent-Tarifgeneration bei den meisten Anbietern gering sein“, erwartet Lars Heermann. „Angesichts der pessimistischen Zinsperspektive bleibt der Nachreservierungsbedarf in Summe über alle betroffenen Tarifgenerationen allerdings hoch. Wir rechnen daher für 2015 mit einer weiteren Zuführung zur Zinszusatzreserve von etwa 9 Milliarden Euro.“

Patient sollte am Ende nicht an der Medizin versterben
Eine Finanzierung der ZZR bei fortwährenden Niedrigzinsen über die Ausschüttung von Bewertungsreserven schwächt laut Assekurata die Substanz der Lebensversicherer und über notwendige Absenkungen der Überschussbeteiligung die Produktattraktivität im Neugeschäft. Auch ein Zinsanstieg könnte weitere Dotierungen der ZZR notwendig machen, heißt es. „Steigende Zinsen führen aber zu einer Minderung der vorhandenen Bewertungsreserven“, gibt Lars Heermann zu bedenken. Im Extremfall könnte die ZZR dann nicht mehr aus den Rohüberschüssen finanzierbar sein. „Hier ist Vorsicht geboten, dass der Patient am Ende nicht an der Medizin verstirbt.“

Die Studie 2015 einschließlich vieler Einzelauswertungen kann auf der Internetseite www.assekurata.de bestellt werden. Auf diesen Seiten können alle Assekurata-Ratingberichte kostenlos heruntergeladen werden. (-el / www.bocquel-news.de)

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