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Konzepte und Kriterien

„Kyrill“ war und bleibt seit der teuerste Wintersturm

15. Januar 2021 - Der Wintersturm „Kyrill“ fegte im Januar 2007 über Europa hinweg – die versicherte Schadensumme machte damals rund 4 Milliarden Euro aus. Jetzt - zum Quasi-Jubiläum - nahmen die Aktuare von Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) die teuersten Winterstürme im zweiten Jahrtausend (> 300 Millionen Euro) in Deutschland in der Sachversicherung unter die Lupe.

Er war und bleibt der teuerste: der Wintersturm Kyrill, der am 18. Januar 2007 über Europa hinwegfegte. In Europa war nur der Sturm Lothar im Dezember 1999 noch teurer. Der Vergleich mit den Schadensummen aller anderen großen Sturmereignisse in Deutschland der letzten beiden Jahrzehnte zeigt die herausragende Dimension von Kyrill. Die Wiederkehrperiode liegt laut Berechnungen der Analysten von MSK Meyerthole Siems Kohlruss (www.aktuare.de) ) bei mehr als 40 Jahren.

In Österreich war das Schadensausmaß mit 250 Millionen Euro versichertem Schaden ähnlich heftig wie in Deutschland. Die stärksten Böen traten hier in der Nacht auf, wobei Föhneinfluss die Temperaturen gleichzeitig bis auf 20 Grad Celsius kletterten. Auch hier handelte es sich um den teuersten Wintersturm der jüngeren Geschichte. Europaweit hinterließ Kyrill einen versicherten Schaden von rund 4 Milliarden Euro.

Neben den Schäden hat Kyrill der Branche auch ein verändertes Bewusstsein beschert. „Kyrill hat die deutschen Versicherer schlagartig für die Gefahr Sturm sensibilisiert und ihre Risikoabsicherung nachhaltig verändert", erläutert Onnen Siems, Geschäftsführer der aktuariellen Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK).

„Die Haftungsstrecken wurden verdoppelt und eine zweite Wiederauffüllung eingekauft", so Siems weiter. „Wenn es um schwere Gefahren ging, dachten europäische Erstversicherer bis 2007 vor allem an die Hurrikane in den USA. Dann kam Kyrill.

Der Sturm rückte Europa als bedeutendes Gefahrensegment ins Bewusstsein. Wilhelm Zeller, damals CEO der Hannover Rück, brachte es so auf den Punkt: „Kyrill hat den europäischen Versicherern gezeigt, dass der Wind nicht nur in den USA, sondern auch in Europa weht.“

Was wäre, wenn sich heute ein Sturm wie Kyrill wiederholen würde? „Der Großteil der Schäden wäre (wieder) nach zwölf Monaten abgewickelt. Der Einfluss auf das Reserverisiko bliebe gering", führt Siems aus. „Die deutschen Schaden- und Unfallversicherer sind im Mittel so hoch kapitalisiert, dass sie einen siebenfachen Kyrill ‚wegstecken' könnten, denn die Solvenz-Quote des Marktes wäre nach unseren Berechnungen immer noch deutlich über 200 Prozent (2019 lag die Solvenz-Quote nach Angaben der BaFin bei 286 Prozent)", kommentiert die leitende aktuarielle Beraterin Marion Beiderhase und warnt zugleich: „Ob aber alle Versicherer das so locker wegstecken, ließe sich nur durch individuelle Stresstests überprüfen."

Windspitzengeschwindigkeiten des Orkans Kyrill.
Das meteorologische Geschehen liest sich laut MSK noch heute eindrucksvoll. Entstanden über dem Nordatlantik, zog Kyrill mit Intensivierung unter dem stark ausgeprägten Polarjet über Irland und Großbritannien und kam am Nachmittag des 18. Januar mit voller Stärke in Deutschland an. Das extrem breite Sturmfeld führte zu massiven Schäden in allen Landesteilen.

Die Deutsche Bahn hierzulande stellte zum ersten Mal in ihrer Geschichte den kompletten Zugverkehr ein. Jedes achte Gebäude in Deutschland verzeichnete einen Schaden, in besonders betroffenen Regionen nahezu jedes Dritte. Die Schadenabteilungen der Versicherer waren mit der Bearbeitung von mehr als 2 Millionen Schäden beschäftigt. „Man stelle sich ein solches Ausmaß in Zeiten von Corona mit Kontaktbeschränkung und Homeoffice vor!“

Im Norden und Osten kam es an der durchziehenden Kaltfront zu schweren Gewittern und - für diese Jahreszeit extrem seltenen - Tornados. In den Wäldern lag rund 37 Millionen Festmeter Schadholz am Boden. (-el / www.bocquel-news.de)

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